Skalierte Agilität
Warum Agilität auf Teamebene nur der erste Schritt in eine agile Transformation ist

Skalierte Agilität erfolgreich und nachhaltig einführen

Das Thema Agilität ist schon lange nicht mehr neu und viele Unternehmen haben gute Erfahrungen mit Pilotprojekten gesammelt. Im Rahmen dieser ersten Schritte stoßen sie jedoch auch oft auf Herausforderungen, die erst im Zusammenspiel mit dem Rest der Organisation deutlich werden. Einerseits sind weit verbreitete Methoden wie beispielsweise Scrum nur auf die Arbeit kleinerer Teams ausgerichtet und stoßen bei der Skalierung an ihre Grenzen, andererseits passen die im Unternehmen vorhandenen, klassischen Strukturen oft nicht zu agilen Vorgehensmodellen und behindern eine erfolgreiche Etablierung.

Die richtigen Rahmenbedingungen sind entscheidend

Mitarbeiter in agilen Pilotprojekten berichten oft begeistert von erfolgreicherer Zusammenarbeit, höherer Motivation und besseren Ergebnissen. Die anfängliche Euphorie weicht dann aber oft der Ernüchterung darüber, dass die organisatorischen Rahmenbedingungen nicht zur agilen Vorgehensweise der Projekte passen und die Zusammenarbeit zwischen agilen und nicht agilen Projekten nicht klar definiert ist. Zusätzliche Reporting-Anforderungen des Managements, klassische Meilensteinbasierte Budgetplanung mit Ergebnisvorhersage und überlastende Multiprojekt Ressourcenplanung sind nur ein paar Beispiele für typische Herausforderungen.

Nun ist konsequentes Handeln gefragt. Werden diese Konflikte zwischen klassischer und agiler Arbeitsweise nicht aufgelöst, droht die Euphorie der Mitarbeiter in Frustration umzuschlagen. Schnell verkommt Agilität von der fortschrittlichen und motivierenden Zusammenarbeitsform zum falschverstandenen Schlagwort und vermeintlichen Allheilmittel, welches letztendlich doch mehr Aufwand als Nutzen bedeutet.

Agilität bedeutet nicht, das Management abzuschaffen

Der Weg aus diesem Dilemma erfordert eine konsequente Anpassung der Strukturen und Prozesse auch über die Projektebene hinaus. Dazu bedarf es Offenheit und Unterstützung seitens des Managements, die klassische Organisationsstruktur in Frage zu stellen. Doch gerade dieser Schritt fällt vielen Führungskräften nicht leicht. Da agile Methoden auf flache Hierarchien und Entscheidungsgewalt auf niedrigem Level setzen, fürchten viele Manager einen Kontrollverlust oder sogar den Verlust der eigenen Position. Dabei bedarf es auch in einem agilen Umfeld klarer Führung und strategischer Entscheidungen.

Die größte Herausforderung für Manager ist die Entwicklung eines agilen Mindsets und des Selbstverständnisses als „servant leader“. Manager müssen zu Leadern werden und die agile Transformation selbst mit vorantreiben. Nur mit ausreichender Unterstützung auf Führungsebene kann das Vorhaben gelingen. Das Setzen der richtigen Leitplanken ist dabei nach wie vor essentiell für den langfristigen Erfolg des Unternehmens.

Skalierungsframeworks von der Stange sind nicht immer die beste Wahl

Für die Umsetzung der Skalierung greifen viele Unternehmen auf etablierte Skalierungsframeworks zurück. Zu bekanntesten und verbreitetsten zählen SAFe, LeSS, Nexus und das Spotify Modell. Sie bieten eine klar definierte Herangehensweise für die Skalierung über einzelne Teams hinaus und definieren das Zusammenspiel in großen Projekten oder Organisationen.

In der Realität zeigt sich jedoch, dass diese Skalierungsframeworks nicht immer zur Unternehmensrealität und den spezifischen Herausforderungen passen. Insbesondere dann, wenn nicht alle Projekte sinnvoll agil durchgeführt werden können oder unterschiedliche agile Methoden zusammenspielen sollen, stoßen die bekannten Frameworks oft an ihre Grenzen. Daher ist es häufig sinnvoll, eine individuelle Herangehensweise zu entwickeln. Dies beinhaltet eine detaillierte Analyse der bestehenden Organisationsstrukturen und Prozesse, eine klar herausgearbeitete Vision und eine dazu passend abgeleitete Implementierungsstrategie. Dabei ist es wichtig, sich kontinuierlich an agilen Werten und Prinzipien zu orientieren und dies in Einklang mit der Unternehmensrealität zu bringen.

Agilität agil einführen und skalieren

Der reine Blick auf das eigene Unternehmen und die eigenen Erfahrungen birgt dabei das Risiko, voreingenommene Entscheidungen zu treffen. Manager, die eine agile Transformation anstreben, sollten den Erfahrungsaustausch mit anderen Unternehmen suchen und sich von erfahrenen Agile Coaches begleiten lassen. Mit einem distanzierten Blick auf das Unternehmen und der Erfahrung aus anderen Transformationsvorhaben können sie die entscheidenden Impulse für ein erfolgreiches Vorgehen liefern.

Die agile Transformation ist ein Veränderungsprozess und sollte auch so verstanden werden. Auch die Transformation selbst sollte dabei agilen Vorgehensweisen folgen. Hohe Transparenz und kontinuierliche Anpassung und Optimierung spielen eine entscheidende Rolle. Nicht zuletzt sollte auch bedacht werden, dass die Transformation nur dann erfolgreich sein kann, wenn die Veränderungen auch in den Köpfen und Verhaltensmustern der Mitarbeiter ankommt. Eine kontinuierliche Begleitung durch ein professionelles Change Management unterstützt die erfolgreiche Veränderung.

Artikel von:
Jörg Elzer, Cassini Consulting
Jörg Elzer
Senior Management Consultant
Seite teilen
Newsletter Cassini

Newsletteranmeldung

Sie möchten regelmäßig die neuesten Informationen zum Thema Digitalisierung und digitale Transformation erhalten und über spannende neue Jobangebote informiert werden?
Melden Sie sich kostenlos für unseren Newsletter an.


Ja, ich möchte den regelmäßigen Newsletter von Cassini erhalten. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

*Pflichtangaben