#21digital

Dr. Andreas Mündel im Interview

Dr. Andreas Mündel ist einer von 21 Experten bei Cassinis #21digital.
Am 25. Juni feiern wir in Hamburg Premiere unserer neuen Event-Reihe #21digital. Thought Leader und Key Influencer diskutieren in unterschiedlichen Workshops, wieviel Anarchie digitale Innovation braucht.

Dr. Andreas Mündel sprach mit uns über den Prozess der Digitalisierung bei DHL.

Herr Dr. Mündel, was ist für Sie Innovation?
Innovation ist für mich im Prinzip die Umsetzung einer neuen Idee, sei es technischer Natur oder ein neues Geschäftsmodell. Bei Innovation geht es darum, eine Idee auch tatsächlich in die Realität umzusetzen und zu skalieren.

Was denken Sie, wieso ist Innovation gerade heutzutage so wichtig?
Aus unserer Sicht als DHL ist Innovation so wichtig, weil wir auf ein sich sehr schnell veränderndes Umfeld in der Logistik reagieren müssen. Übergeordnet würde ich sagen, dass Informationsflüsse mittlerweile so unglaublich viel schneller und höher sind, dass Unternehmen generell viel schneller innovieren können. Unternehmen können viel schneller und intensiver mit Kunden kommunizieren und auch sehr viel schneller Geschäftsmodelle entwickeln und aufbauen. Das führt dazu, dass alles agiler ist.

Wir als Logistiker müssen ganz massiv auf diese Agilität reagieren.

Vervollständigen Sie: Innovation bei DHL ist...
… auf mehrere Arten organisiert. Zunächst einmal sind wir ein sehr großes Unternehmen mit vielen sehr starken Divisionen und in diesen Divisionen haben wir jeweils einen weltweiten Reach, sodass bei uns jede Menge Innovationen dezentral in den Divisionen entstehen. Diese finden meist sehr nah am Kunden, sehr nah an den jeweiligen Geschäftsmodellen statt.

Darüber hinaus versuchen wir, diese dort stattfindenden Innovationen zu koordinieren. Und zwar so, dass es Sinn macht. Wir tauschen hier dann sehr gezielt Informationen aus. Zum Beispiel muss sich nicht jeder Mitarbeiter in jeder Division mit Drohnen beschäftigen. Das kann man viel besser im Austausch zwischen verschiedenen Use Cases beschleunigen.

Und dann gibt es einige wenige Themen, die wir zentral treiben, weil es dort bestimmte Synergien gibt. Wir haben zum Beispiel ein internes Inkubations-Programm für interne Ideen, die wir dann aus den einzelnen Divisionen herausheben. Wir führen auch externe Start-up Screenings zentral durch. Und gerade im Bereich IT haben wir auf zentraler Ebene sogenannte Centers of Excellence für gewisse Technologien wie beispielsweise IOT gebildet.

Was sind die Herausforderungen Ihrer Branche, die die Digitalisierung mit sich bringt?
Zum einen ändern sich durch die Digitalisierung viele Geschäftsmodelle.  Wie viele andere Unternehmen sind wir natürlich auch davon betroffen, dass sich Kundenkanäle völlig verändern, die Art wie Customer Service oder wie Sales funktioniert. Das ändert sich für uns genauso viel wie für alle anderen Unternehmen.

Zum anderen sind wir natürlich hinter den E-Commerce-Anbietern diejenigen, die das Fullfilment ermöglichen. Das heißt, Warenströme und die Art, wie Waren zugestellt werden, verändern sich. Das wird deutlich komplexer und auch deutlich schwieriger effizient abzubilden. Amazon macht’s vor: sie bringen die Ware immer näher an den Kunden heran. Schaffen es, immer genauer vorherzusagen, wie viel Nachfrage in welcher Region entsteht. Dann muss natürlich auch die entsprechende Ware vor Ort sein. Und das bedarf mittlerweile einer unendlichen Intelligenz in den Supply Chains, die nicht nur bei unseren Kunden liegen kann, sondern auch bei uns liegen muss.

Zudem sind wir auch in vielen Teilen sicherlich noch eine sehr traditionelle Industrie gewesen. Zum Beispiel bedarf es im Global Forwarding-Geschäft nach wie vor eines gewissen Papieraufwands, Zollstempeln und Zertifikaten. Das sind dann natürlich Punkte, die man anpacken kann, um die Prozesse wesentlich effizienter zu gestalten. Frachtbörsen und viele Blockchain-Use-Cases, die momentan die Frachtdokumentation abbilden, setzen genau an diesem Punkt an.

Was uns natürlich auch betrifft: Dinge, die wir früher von A nach B transportiert haben, sind mittlerweile obsolet. Das fängt beim Brief an. Da haben wir mittlerweile verstanden, dass das größtenteils durch E-Mails erfolgt. Aber auch Datenträger,was haben wir früher an CDs transportiert… Das gibt es mittlerweile alles nicht mehr. Das heisst, die Art der Waren, die wir transportieren und damit die Warenströme und letzlich auch die Kunden ändern sich sich ständig durch die Digitalisierung. Das ist für uns natürlich auch ein nachgelagerter Effekt durch die Digitalisierung.

Die Welt in 50 Jahren. Was ist das Erste, das Ihnen dabei in den Sinn kommt?
Da kommt mir als erstes der Begriff Sustainability in den Sinn.  Ich glaube, dass wir bis dahin eine ganz andere Möglichkeit gefunden haben, wie wir Sustainable Business betreiben – sowohl green als auch circular. Das hat dann natürlich auch wieder gigantische Auswirkungen auf die Logistik und damit auf uns.

Über Dr. Andreas Mündel

Innovation ist für mich im Prinzip die Umsetzung einer neuen Idee, sei es technischer Natur oder ein neues Geschäftsmodell.

Nach Studium und Promotion der Physik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn legte Dr. Andreas Mündel früh seinen Schwerpunkt bei der DHL Group auf die Themenfelder der strategischen Planung. Als Senior Vice President "Innovation & Strategy" forciert er maßgeblich die Umsetzung der neuen Digitalisierungsstrategie, die mit Gründung eines Inkubators sowohl interne als auch externe Kooperationen mit Start-Ups vorsieht und unterstützt.

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