Welches Verständnis hast du von Leadership? Welche Bedeutung hat dies für dich?
Die bindende Klammer in meinem Lebenslauf bilden die Themen Verantwortung und Leadership. Als ehemaliger Marineoffizier begleitet mich das Thema Führung und Führungskultur in allen Facetten seit Beginn meines Berufslebens. Daher hat es für mich eine wesentliche Bedeutung und ist meines Erachtens essenziell für den Erfolg eines Unternehmens. Mein Verständnis von Leadership basiert dabei auf drei Kernelementen, die ich versuche zu leben: Vertrauen, Authentizität und Entscheidungsfreude. Die Liste ist wohl beliebig durch Begriffe wie Integrität, Verantwortungsbewusstsein, Optimismus erweiterbar. Doch ich möchte es auf einen Kern bringen, denn Beliebigkeit, Worthülsen und die reine Imitation von anderen „Leadern“ bewirkt meines Erachtens genau das Gegenteil. Hier muss jede*r ihren/seinen eigenen Weg und eigenen Stil finden. Dabei hilft die gelebte Führungskultur im eigenen Unternehmen, um sich immer wieder selbst kritisch zu hinterfragen und herauszufordern.
Die drei oben genannten Begriffe bilden meine persönlichen Eckpfeiler. Die Grundlage einer guten Beziehung bildet hierbei das gegenseitige Vertrauen. Das zu entwickeln kostet Aufwand, unterschiedliche Situationen und insbesondere Zeit. Authentizität ist dabei ein wesentlicher Faktor. Ich möchte als Vorgesetzter im besten Wortsinn berechenbar sein. Das gelingt nur, wenn ich mir selbst treu bleibe, eine Idee habe, was richtig und falsch ist und nachvollziehbare Entscheidungen treffe, zu denen ich stehe. Es hilft meines Erachtens ungemein, zu wissen, was man nicht weiß und dies zuzugeben. Und obwohl ich Sachverhalte manchmal nicht zu 100 % weiß, gilt es, Entscheidungen zu treffen. Voran zu gehen, im Wissen, dass die getroffene Entscheidung auch mal falsch sein kann. Das fördert die Eigenständigkeit und fordert jede*n heraus, einen Schritt aus seiner/ihrer Komfortzone zu machen.
Du sagtest, du warst früher Offizier. Hast du dort Erfahrungen gesammelt, die dir in deiner jetzigen Rolle helfen?
Ja, auf jeden Fall. Von der Erfahrung als Geführter durch eine Vielzahl von Vorgesetzten über die fachliche Ausbildung zum Marineoffzier bis hin zu unterschiedlichen Rollen, in denen ich selbst als Führungskraft verantwortlich für Menschen und Material war. Insbesondere die Einsätze, in denen ich als Vorgesetzter tätig war, haben mich geprägt und mir sehr deutlich gezeigt, was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, schnelle Entscheidungen treffen zu müssen und auch mal an seine persönlichen körperlichen wie geistigen Grenzen zu stoßen. Konkrete Erfahrungen zu benennen, fallen mir sehr schwer, weil es so eine Vielzahl an kleinen wie großen Ereignissen gab, die mich als Vorgesetzter gefordert und damit gefördert haben. Ein profanes, aber vielleicht für viele greifbares Beispiel, dass mir einfällt (denn es müssen nicht immer die großen Dinge sein) war Weihnachten im Einsatz auf See. Warum mir das so in Erinnerung geblieben ist, weil ich selbst mit der Situation nur schwer klarkam und nicht wirklich eine Hilfe und Unterstützung für meine Kamerad*innen war. Ich war in dieser Situation nicht ich selbst, habe nicht authentisch gehandelt und war nicht für andere da. Hieraus habe ich gelernt. Aus dieser und anderen Erfahrungen speisen sich meine drei genannten Eckpfeiler. Gelebte Kameradschaft im Einsatz und an Bord eines Schiffes basiert maßgeblich auf dem gegenseitigen Vertrauen. Auch in Extremsituationen ruhig, nahbar und authentisch zu bleiben und der persönlichen Überzeugung, dass am Ende Entscheidungen getroffen werden müssen. Denn nichts ist schlimmer als eine undefinierte Situation.