Unter Berücksichtigung des technologischen Aspekts und Diskursen mit den Befragten, lassen sich die Antworten in konkrete KI-Anwendungsfälle zusammenfassen. Folgend sind vier KI-Anwendungsfälle aufgelistet, die eine konkretere Einordnung erlauben:
- Textgenerierung (Kriterienkataloge, Leistungsbeschreibung)
- Textauswertung (Prüfung & Wertung von Anträgen/Angeboten)
- Kommunikation (Bedarfsermittlung, Bieterkommunikation)
Die Generierung von Text durch KI hat mit ChatGPT einen Höhenflug erlebt. Sowohl bei Kriterienkatalogen als auch bei Leistungsbeschreibungen müssen Texte erstellt werden, die hohen Ansprüchen genügen. Neben der Berücksichtigung des Vergaberechts sind extensive Kenntnisse im Komplex des Anforderungsmanagements erforderlich. Im Kern müssen die Anforderungen der Fachseite optimal definiert und dokumentiert werden. Interpretationsspielräume lassen sich mit großen Sprachmodellen (engl. Large Language Models) identifizieren, dialogisch aufzeigen und ausräumen. Erforderlich für diesen Anwendungsfall ist das Vorhandensein eines großen Sprachmodells, welches spezifisch für die Erstellung eines Dokumententypen (beispielsweise Leistungsbeschreibung) optimiert wurde.
Die Auswertung von Texten ist an diversen Stellen eines Beschaffungsprozesses erforderlich. Im Besonderen die Wertung von Angeboten ist sehr aufwendig. Ein umfassendes Angebot kann mit sämtlichen Anlagen, Beschreibungstexten und Antworten auf Fachaufgaben rasch unzählige Seiten umfassen. Die Auswertung von Angeboten ist zuweilen ein aufwendiges und – trotz Vier-Augen-Prinzips – fehlerträchtiges Unterfangen.
Insbesondere in Hinblick auf die Auswertung von Standardanlagen ließen sich auch ohne KI Aufwände reduzieren. Durch die Analyse der Ausschreibungsunterlagen durch ein großes Sprachmodell ließen sich Angebotstexte und in conclusio ein gesamtes Angebot bewerten. Große Sprachmodelle verfügen bereits über Logik und könnten Bewertungen bereits argumentativ unterfüttern.
Die Kommunikation in einem Beschaffungsprozess ist essenzieller Baustein jeder Vergabe. Es existieren mannigfaltige Kommunikationsschnittstellen zwischen den an einer Vergabe beteiligten Akteuren. Zum einen ist die Kommunikation zwischen Vergabestellen und Bewerbenden sowie Bietenden und zum anderen zwischen Vergabestelle und Fachseite zu nennen. Jede Kommunikation – egal ob gesprochen oder schriftlich – ist fehleranfällig, mindestens jedoch interpretationswürdig.
Die Kommunikation zwischen Vergabestelle und Bewerbenden sowie Bietenden ist rein schriftlich und stark formalisiert. Kein Wunder, denn sämtliche Antworten der Vergabestelle auf Bewerber- und Bieterfragen werden Vertragsbestandteil. Genauigkeit ist oberste Maxime. Idealerweise sind Antworten der Vergabestelle so kurz wie möglich und verweisen auf einschlägige Textpassagen publizierter Dokumente.