Martin Meux, Holidays.ch
Interview mit Martin Meux

Holidays.ch: Wir werden mittelfristig große Online-Player in der Tourismusbranche sehen.

Holidays.ch verfügt nach eigenen Aussagen über eine der modernsten Softwares im Reisemarkt. Martin Meux, Vertriebsleiter bei holidays.ch, wird am 29. Oktober als Speaker bei unserem Mittelstandstalk zum Thema eCommerce dabei sein und Einblicke in seine Praxis geben.
Vorab sprachen wir mit ihm über die Touristikbranche, neue Vertriebskanäle und die Perspektiven von klassischen Reisebüros.


Du leitest den Vertrieb bei Holidays.ch. Was ist deine Kernaufgabe?
Zu meinen Kernaufgaben gehört die Distribution über Online Reiseportale, wie z. B. Check24 oder HolidayCheck, jedoch auch über den stationären Vertrieb. Hierunter fällt die komplette Prozesskette von der Bereitstellung der Produkte (hauptsächlich IT-Themen), über Prozessoptimierung (wie kommunizieren wir mit unserem gemeinsamen Kunden / hauptsächlich Service-Themen) und Marketing, bis hin zu Konditionen und Abrechnungen.

Holidays.ch verfügt nach eigenen Aussagen über eine der modernsten Softwares im Reisemarkt. Was kann diese Software?
Die Software verbindet unser Hotelportfolio mit tagesaktuellen Flugangeboten, nahezu in Echtzeit. Die Art und Weise, wie wir Reisen produzieren, ermöglicht Vertriebspartnern und Endkunden auf all unsere Produkte direkt zuzugreifen.

Die Touristikbranche hat unter Corona mit am schwersten gelitten. Reisebeschränkungen und große Unsicherheiten, wie sich die Lage weiter entwickelt, führen zu einem extremen Rückgang. Was könnte deiner Meinung nach eine Lösung sein, um mit dieser Situation umzugehen?
Klare verbindliche Kommunikation und nachvollziehbare, eindeutige Regeln. Wir merken eine starke Verunsicherung und einen hohen Informationsbedarf. Die einzuhaltenden "Corona-Regeln" variieren nicht nur von Land zu Land, Abflughafen zu Abflughafen, sondern auch von Airline zu Airline und werden fortlaufend aktualisiert; hier den Überblick zu behalten, ist aktuell kaum zu realisieren. Daher sind klare einfache Regeln seitens der Politik nötig, die dann bestmöglich und transparent an Kunden kommuniziert werden, in der Hoffnung, Vertrauen zurück zu gewinnen.
Parallel gilt es Produkte und Systeme entsprechend zu überarbeiten und an die aktuelle Situation anzupassen. Neue Hygiene-Standards waren schnell adaptiert - nun gilt es noch stärker auf den individuellen Reisenden einzugehen. Die Zeiten von Hotelhochburgen scheinen endgültig vorbei. Darüber hinaus ist es auch wichtig, IT-Systeme auf neue Herausforderungen anzupassen, eine Stornierungswelle, wie sie Corona gebracht hat, war bislang einfach nicht vorgesehen und hat alle Systeme und Prozesse überfordert. U. a. hierdurch hat sich die Rückzahlung der bereits angezahlten Kundengelder verzögert, was für viele einen weiteren Vertrauensverlust bedeutet hat.

Wie siehst du die Zukunft des Online-Reisemarktes? Wird es stationäre Reisebüros in Zukunft noch geben?
Den Bedarf an einer individuellen und persönlichen Beratung wird es auch in Zukunft noch geben; gerade in der aktuellen Krisenzeit wird dieser Bedarf deutlich. Auf der anderen Seite wächst sowohl die Nachfrage nach digitalen Reiseinformationen enorm, als auch die digitalen Reisebuchungen. Aus meiner Sicht werden es stationäre Reisebüros, die sich digitale Kanälen verwehren, sehr schwer haben und auf Dauer nicht mit Online-Playern mithalten können. Da die Grenzen zwischen on- und offline heute bereits verschwinden, werden wir mehr und mehr hybride Modelle sehen; insbesondere, da die Reiseangebote sowohl im stationären, als auch im Online-Vertrieb absolut identisch sind. Ich erwarte, dass wir mittelfristig große Online-Player sehen werden, die versuchen werden, ihre "stationäre" Präsenz auszubauen. Das wird jedoch mit dem klassischen Reisebüro von gestern und heute nicht viel gemeinsam haben und die Themen Inspiration und Service werden im Mittelpunkt stehen - das reine Vergleichen und Buchen von Leistungen funktioniert digital deutlich besser.

Neue und besondere Geschäftsmodelle können ganze Märkte disruptieren. Ein Beispiel ist Airbnb. Welchen Einfluss hat die Buchungsplattform auf eure Branche?
Airbnb ist eine tolle Erweiterung der Branche und macht Produkte, wie z. B. Fremdenzimmer, die es schon sehr lang gibt, digital buchbar. Probleme sehe ich jedoch in der Gleichbehandlung der Wettbewerber. Während Airbnb (kommerziell betrieben) kaum Auflagen bei Brandschutz, Barrierefreiheit oder Hygienestandards erfüllen muss, sind die Auflagen auch für kleine Hotels umfangreich und teuer. Resultiert dieser Wettbewerbsverzug dann auch noch in einem Preiskampf, kann das mittelfristig zu erheblichem Schaden für die Branche führen. Davon abgesehen, inspiriert Airbnb zum Reisen und bietet Vielfalt, was grundsätzlich zu begrüßen ist.

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Martin Meux, Holidays.ch
Martin Meux
Leitung Vertrieb Holidays.ch AG
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