Grundsätzlich lassen sich zwei mögliche Szenarien ableiten, wie sich IT und Fachbereiche künftig zueinander positionieren werden.
1. IT-Kompetenz geht in die Fachbereiche über
Die Fachbereiche selbst erbringen IT-Leistungen und passen sie laufend an den aktuellen, intrinsischen Bedarf an. Es ist überdies zu erwarten, dass die IT für zentrale Anwendungen und Dienste immer mehr staatlichen Regularien unterliegt, die in kurzen Zeitabständen umzusetzen sind. Damit erhöht sich für die Unternehmen die Notwendigkeit, die Ressourcen in der IT – sowohl personell wie organisatorisch – flexibel einsetzbar zu machen bzw. diese außerhalb des Tagesgeschäfts in gewissem Umfang vorzuhalten, was den oben beschriebenen strukturellen Wandel in der Unternehmens-IT zusätzlich forciert.
Die Fachbereiche müssen nun Datenintegrität oder Anforderungen an Sicherheit und Funktionstüchtigkeit selbst abdecken und Lizenzen verwalten, die für die Systeme und Funktionen notwendig sind. Werden zudem eigene Systeme betrieben, sind hierfür Methodiken und Prozesse im Datenqualitätsmanagement und Datenkonsolidierung notwendig, die bisher in der Hoheit der IT standen. Hier hat sich die Verortung sog. Data Champions innerhalb der Fachbereiche bewährt. Diese Rolle betrachtet die Datenqualität und -integrität. Die IT-Abteilung ihrerseits muss verstärkt Support für Software oder Hardware bereitstellen, obgleich sie die Systeme selbst nicht betreibt. Zudem erwarten die Mitarbeiter in den Fachbereichen zu Recht, nutzerfreundliche, intuitive Bedienoberflächen, die die IT bei Bedarf schnell und on-demand bereitzustellen bzw. anzupassen hat. Voraussetzung dafür ist eine Organisationsstruktur, die die Fachbereiche dazu befähigt, auf Veränderungen am Markt eigenständig, agil und schnell zu reagieren. Dazu gehört beispielsweise, dass die Rollen mit ihren Verantwortlichkeiten und Entscheidungskompetenzen klar definiert und in der Organisation auch bekannt sind. Förderlich dabei ist ein so genanntes Budget-Pooling. Was bedeutet, dass unterjährig durch den Verantwortlichen in der IT je nach Bedarf zusätzliche Budgets freigegeben werden dürfen.
2. IT-Leistungen werden outgesourct
Die fortschreitende technologische Entwicklung führt zu einer zunehmenden Spezialisierung im IT-Bereich. Unternehmen werden dafür verstärkt auf externe hoch spezialisierte Dienstleister zurückgreifen. Der Bedarf an eigener Spezialexpertise indessen geht zurück, da entsprechendes Know-how beim Dienstleister vorliegt. Die IT-Abteilung muss deshalb befähigt werden, zunehmend Managementaufgaben zu übernehmen, um die IT-Leistungen zu steuern und ggfs. zu koordinieren. Ihr obliegt es zum Beispiel, die Anforderungen aus den Fachbereichen zu erfassen, ggfs. zu bewerten und zu strukturieren und die Dienstleister mit der entsprechenden Leistungserbringung zu beauftragen, was ein effizientes Controlling und die Rückkopplung zum Fachbereich einschließt. Außerdem sollen die IT-Mitarbeiter als Schnittstelle zu Fachbereichen dort verortetes Wissen aufbauen. Sie müssen einer strategischen Funktion gerecht werden, etwa indem sie im Sinne des Target Operating Models (TOM) die abstrakten Zielstellungen der Unternehmensstrategie in konkrete, fassbare Einzelziele herunterbrechen und daraus geeignete Maßnahmen ableiten, diese umsetzen oder die Umsetzung steuern.