Metaverse: Vom Status Quo zum neuen Normal.
Hype oder the Next Big Thing?

Metaverse: Vom Status Quo zum neuen Normal. Ein Ausblick auf Potentiale und Risiken.

Omnipräsent in der digitalen Welt und ein heiß diskutiertes Thema — doch was steckt hinter dem Begriff? Welche Technologien unterstützen das Metaverse, wo stehen wir heute und für wen ist es relevant? Die Vision des Metaverses ist ein dreidimensionaler Raum, in dem die physische und die virtuelle Welt miteinander verschmelzen und in dem man beide Welten auf neue Art und Weise erleben kann. Es ist gerade erst der Anfang: Technologien wie beispielsweise Extended Reality werden Nutzer*innen und Unternehmen nie da gewesene Erlebnisse und Möglichkeiten bieten. Mit der ständigen Weiterentwicklung von Extended Reality Technologien rückt das Ziel eines vollständig vernetzten, virtuellen Universums immer näher.
In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die aktuellen Technologien und erörtern, welche Zielgruppen, Herausforderungen und Chancen sich ergeben. 

Das Metaverse: Eine virtuelle Welt der unbegrenzten Möglichkeiten

Tatsächlich gibt es noch keine einheitliche Definition des Metaverses. Der Begriff wird unterschiedlich ausgelegt: Mal basiert das Metaverse ausschließlich auf Virtual Reality, mal zählen auch Augmented Reality Anwendungen oder 2D Plattformen wie Roblox oder Decentraland dazu. Ebenso ist die Rede von einem einzigen, großen Metaverse, andererseits kündigen viele Unternehmen an, ihr eigenes Metaverse aufzubauen. Für einige ist es eine Zukunftsversion, für andere leben wir bereits jetzt schon im Metaverse. 

Der Ursprung des Begriffes hilft uns, das Metaverse besser zu verstehen. In Neal Stephensons Roman Snow Crash bezeichnet es eine virtuelle Parallelwelt, die Nutzer*innen mit Hilfe von Avataren betreten und sich dort genauso verhalten können, wie in der realen Welt. Sie gehen arbeiten, treffen sich mit Bekannten oder gehen shoppen. Tatsächlich ist diese Beschreibung nahe an dem, was sich viele Personen unter dem Metaverse vorstellen, grenzt es aber zu sehr ein. Experten wie Mark Zuckerberg sehen das Metaverse nicht nur als virtuelle Welt, sondern als nächste Evolutionsstufe des Internets. Ein dreidimensionaler Raum, in dem man sowohl die virtuelle als auch die reale Welt auf neuer Art und Weise erleben kann. Das Metaverse ist damit immersiv. Eine Parallelwelt impliziert zudem, dass reale und virtuelle Welt getrennt sind, sich nicht gegenseitig beeinflussen oder, dass virtuelle Erlebnisse die realen sogar ersetzen. 

Tatsächlich ist die Verschmelzung von realer und virtueller Welt ein Kernelement des Metaverses. Physische und digitale Erlebnisse werden verknüpft, ergänzen einander und bieten Nutzer*innen neue Möglichkeiten. Das Metaverse ist phygital.

Und es wird nicht mehrere Metaversen geben, genauso wenig, wie es mehrere „Internets“ gibt. Digitale Welten wie Decentraland, Roblox oder Meta Horizon, die teilweise als einzelne Metaversen bezeichnet werden, sind momentan voneinander abgeschnitten, basieren auf unterschiedlichen Technologien und nutzen unter anderem unterschiedliche Kryptowährungen. Avatare können nicht ohne Weiteres von einer Welt in eine andere springen und dabei ihre digitalen Assets (Kleidung, Accessoires, Kryptowährung) mitnehmen. Doch damit das Metaverse eine Zukunft hat, muss es interoperabel sein. Es sollte wie ein Universum voller Galaxien sein, in dem Nutzer*innen nahtlos zwischen ihnen hin und her reisen können.

Welche Technologien unterstützen das Metaverse und was sind die technischen Voraussetzungen? 

Während Virtual Reality (VR) sicherlich momentan die spannendsten Erlebnisse kreiert, wird es nicht der einzige Eintrittspunkt ins Metaverse sein. Augmented Reality (AR) oder der klassische Zugang über Mobile oder Desktop sollen das Metaverse für die breite Masse zugänglich machen. Um die oben beschriebene Vision des Metaverses zu erreichen, müssen die bestehenden Technologien in den nächsten Jahren noch weiterentwickelt werden.  

Extended Reality Schaubild

Für die Nutzung der neuen Technologien und als Grundstein für deren Weiterentwicklung kommen wir nicht an einem schnelleren Internet vorbei. Daher ist beim zukünftigen Metaverse immer öfters von 6G die Rede. Mit einer deutlich schnelleren Datenübertragung könnten technische Herausforderungen von heute gelöst werden: Smarte Devices, welche die Extended Reality (XR) in unseren Alltag bringen könnten. Diese benötigen für eine nahtlose grafische Auflösung bisher noch so viel Rechenkapazität, dass sie (noch) nicht klein und leicht genug sind, um wirklich alltagstauglich zu sein, wie beispielsweise eine „normale“ Brille oder Kontaktlinsen. Mit 6G wäre es denkbar, dass die Rechenleistung des Devices größtenteils ausgelagert wird und dieses nur noch die Abbildung der XR übernimmt. Das Mooresche Gesetz zeigt, dass diese Weiterentwicklung des Internets gar nicht allzu lange dauern wird, denn bereits in 15 Jahren werden sich unsere technologischen Möglichkeiten vertausendfacht haben. Und Expert*innen gehen davon aus, dass wir bereits in sieben Jahren in Echtzeit eine computergenerierte Welt erstellen können, die wir von der realen Welt nicht unterscheiden können. (1)

Wie weit ist die Entwicklung des Metaverses und wo stehen wir heute? 

Das Konzept des Metaverses, einer virtuellen Welt, in der Benutzer*innen interagieren können, existiert bereits seit mehreren Jahrzehnten: Der VR-Pionier Jaron Lanier gründete bereits Mitte der 80er Jahre ein Unternehmen zur Entwicklung und Kommerzialisierung von VR-Brillen. (2)

Derzeit werden viele Anwendungsfelder entdeckt und ausgebaut, beispielweise in Branchen wie Bildung, Kunst oder Unterhaltung. Auch kann das Metaverse als neue Shoppingplattform dienen oder im Umgang mit Extremsituationen unterstützen. Das Metaverse richtet sich derzeit hauptsächlich an technikaffine Personen, die sich für die immersive Erfahrung begeistern können. Die Zahlen sprechen für sich: 91 % der Befragten einer Studie von Capgemini sind neugierig auf das Thema Metaverse, davon würden mehr als die Hälfte das Metaverse nutzen, wenn sie einen Zugang hätten. (3)

Es ist zu erwarten, dass das Metaverse zunehmend eine wichtige Rolle im Bereich der sozialen Interaktion, des Handels und der Unterhaltung spielen wird. Im Unterschied zu herkömmlichen sozialen Netzwerken wird es mehr darum gehen, emotionale Momente gemeinsam zu erleben und nicht wie bisher Erinnerungen. Im Metaverse erleben wir gemeinsame Erfahrungen, in Echtzeit und mit echten Emotionen. Die Unterscheidung zu den bisherigen sozialen Netzwerken liegt also in der zeitlichen Dimension und den neuen Möglichkeiten, die sich aus den neuen Technologien ergeben. Bei einem Livestream kann man zwar auch mit anderen Zuschauer*innen interagieren, jedoch ist diese Interaktion auf die bisher bekannten Dimensionen beschränkt.

Für Unternehmen ergibt sich daraus die Chance, ihre Kund*innen auf eine neue, emotionalere Art mitzunehmen, indem sie Raum für emotionale Momente in Echtzeit schaffen, die gemeinsam, in der neu geschaffenen Realität, erlebt werden. 

“This may sound like science fiction, we’re starting to see a lot of these technologies come together. In the next five to 10 years, a lot of this is going be mainstream” um es mit den Worten von Mark Zuckerberg auszudrücken. Auf der anderen Seite werden kritische Stimmen gegen das Metaverse lauter oder wie es in diesem Kontext genannt wird: “Metaworse”. 

Welche Herausforderungen bringt das Metaverse? 

Wie jede neue Technologie bringt das Metaverse neben großem Potential auch Herausforderungen mit sich. Diese Herausforderungen an sich sind nicht neu: Viele betreffen auch unseren heutigen Umgang mit dem Internet oder Gaming – doch aufgrund der immersiven Natur des Metaverses und der Nähe zur Realität ist es umso wichtiger, dass sie so früh wie möglich gelöst werden. Cyber-Security, Datenschutz und Privatsphäre werden durch die anvisierte Größe des Metaverses, seiner Funktion als Schnittstelle zwischen realer und virtueller Welt und der Verknüpfung von verschiedenen Systemen eine zentrale Rolle spielen. Daher sollte Cybersicherheit von Anfang an in die Infrastruktur des Metaverses eingebunden werden und ein Grundstein für eine Metaverse-Betrachtung von Unternehmen sein.

Eine weitere Herausforderung ist das Thema Nachhaltigkeit. Auf der einen Seite wird das Metaverse durch Technologien wie Kryptowährungen, NFTs oder Cloud-Computing einen sehr hohen Energiebedarf haben. Auf der anderen Seite sehen Expert*innen im Metaverse und in den Technologien auch eine Chance, unsere Gesellschaft nachhaltiger zu gestalten. So eliminieren zum Beispiel virtuelle Trainings oder Konzerte die Notwendigkeit des Reisens, virtuelle Produkt-Try-Ons können Retouren reduzieren und die Simulation von Prozessen kann Unternehmen dabei unterstützen, ihren Betrieb nachhaltiger zu gestalten. Das Metaverse steht noch in den Anfängen und bietet damit Unternehmen, Plattform-Anbietern und dem Gesetzgeber die Chance, seine Weiterentwicklung zu beeinflussen und es in eine sichere, inklusive und nachhaltige Richtung zu lenken.

Wie geht es weiter und wie können Unternehmen das Metaverse für sich nutzen? 

Wie genau das Metaverse am Ende aussehen und welche Erlebnisse oder Technologien es Unternehmen und Nutzer*innen bieten wird, ist noch nicht eindeutig – doch es wird kein Weg am Metaverse vorbeiführen. Viele Unternehmen, klein und groß, formulieren bereits jetzt ihre Metaverse-Strategie und nutzen das Anfangsstadium, um sich auszuprobieren und zu lernen. 

Einige Marken setzen dabei auf bereits etablierte Plattformen wie Roblox oder Decentraland, während andere ihre eigene Metaverse-Umgebung aufbauen. Modemarken wie Nike oder Ralph Lauren nutzen die Spiele-Plattform Roblox, um ihre Marken und Produkte auf spielerische Art und Weise für Konsument*innen zugänglich zu machen. Die Automarke Cupra dagegen möchte mit ihrer Plattform Meta-Hype einen Ort schaffen, an dem Marken, Kreative und Communities sich austauschen und emotionale Erlebnisse teilen können. Auch Events werden immer öfter im Metaverse abgehalten, wie beispielsweise die Metaverse Fashion Week in Decentraland oder das Coldplay-Konzert in BMWs Metaverse Joytopia. Doch Unternehmen können das Metaverse nicht nur für Kundenbindung, sondern auch für interne Zwecke nutzen. Lufthansa und die Deutsche Bahn bieten beispielsweise Mitarbeitenden-Trainings in virtuellen Umgebungen an, während BMW im Metaverse ausgewählte Prozesse und Abläufe seiner Fabriken abbildet und optimiert. Obwohl nicht alle Anwendungsfälle im Metaverse von Erfolg gekrönt sind, ist es besonders in der Anfangsphase entscheidend, dass Marken und Unternehmen gewillt sind, die Möglichkeiten zu testen und aus Fehlern zu lernen. Daher ist der Einstieg eine wichtige Entscheidung für eine Marke und kann weitreichende Auswirkungen in unterschiedlichen Unternehmensbereichen haben.

Die wichtigsten Faktoren, die Sie bei einer Entscheidung berücksichtigen sollten, finden Sie in unserem Metaverse-Fit-Check:

Metaverse-Fit-Check

Quellen

(1) Prof. Dr. Frank Steinicke, Professor für Informatik, Universität Hamburg. METAworse oder BetterVERSE (Vortrag, 28.02.2023). Berlin: Metaverse Now
(2) Jaron Lanier: Dawn of the New Everything (2017) 
(3) Capgemini Research Institute, Immersive Technology Consumer Survey.

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