Im stets größer werdenden semantischen Feld rund um das Wort Daten tauchen immer mehr Begriffe auf, die in der zunehmend digitalisierten Welt entweder neu entstanden sind, oder eine neue Bedeutung erlangt haben. Um speziell über die Datenkultur sprechen zu können und diese später auch von besonders nah stehenden anderen datenbezogenen Begriffen abzugrenzen, bemühen wir uns zunächst um die Definition der beiden Begriffsbestandteile.
Bei dem Wort Daten (Plural von lat. datum: Gegebenes) handelt es sich zunächst einmal um „durch Beobachtungen, Messungen, statistische Erhebungen u. a. gewonnene und darauf beruhende (Zahlen)werte und Angaben.“ (6) Es muss bewusst werden, dass der IT- und EDV-Bezug von Daten erst im Zuge der technologischen Entwicklung entstanden ist und im Grunde einen Spezialfall darstellt, der die technischen Möglichkeiten für eine effektive und effiziente Nutzung und Erzeugung von Daten (Werten) und Informationen betont.
Wenn wir von Datenkultur sprechen, müssen wir keinesfalls ausschließlich an die Computer und die (ausgelagerte) IT-Abteilung denken, sondern an den Umgang mit der allgegenwärtigen Ressource Daten, einem wichtigen Asset (7) der Organisation.
Widmen wir uns nun dem Begriffsbestandteil Kultur. Ursprünglich und vorherrschend ein anthropologischer und sozialwissenschaftlicher Begriff, umfasst Kultur „(lat. cultura, von colere: bebauen, pflegen), im weitesten Sinn alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt“ (8), wobei die wesentlichen Bedeutungsfacetten (Um)gestaltung des Gegebenen (Kontrast zur Natur), symbolische Selbstreflexion sowie Zusammenspiel zwischen Gesellschaft/Gemeinschaft und Individuum inhaltlich besonders kennzeichnend sind. Von Bedeutung ist auch der Aspekt der Kulturpluralisierung, der Existenz von Kulturen - eine zentrale Voraussetzung für das Argument von Ähnlichkeit und Zusammenhalt innerhalb einer (Kultur)gemeinde und Abgrenzung von anderen Gruppen, nach außen. Im Kontext von Ethnien und Völkern mittlerweile ethisch umstritten (9), ist es bei zunächst wertfreier Betrachtung jedoch ganz deutlich, dass verschiedene „Lebensart“-Elemente in bestimmten Gruppen auch für klare Unterschiede zwischen den entsprechenden Kulturen (Subkulturen, Organisationskulturen – bis hin zur Datenkultur) sorgen.
Seit den 1980er Jahren ist der Begriff der Unternehmenskultur ein fester Bestandteil von betriebswirtschaftlichen Betrachtungen. (10) Auch hier existiert eine Bandbreite an Definitionen, wobei das Bild vom „Lebensraum einer Organisation, […] in dem Ideen entstehen oder unterdrückt werden, Initiative befördert oder erstickt […] wird“ (11) eine naheliegende Interpretation von Kultur in unternehmerischem Kontext darstellt. Es hat sich zwar keine dominante Konzeptualisierung von Unternehmenskultur als zentral durchsetzen können, klassische akademische und praktische Ansätze lassen sich jedoch grob in Ebenen- und Faktorenmodelle (12) (Blick auf die hierarchisch oder zirkular angeordneten Bestandteile innerhalb eines Unternehmens) sowie Typologien (vergleichender Blick auf verschiedene Unternehmen) unterteilen, wobei es auch Mischvarianten gibt.
Je nach Perspektive auf die Unternehmenskultur spielt auch der Bereich Daten eine andere Rolle. Wir wollen also die Datenkultur einerseits durch das Prisma der diversen Betrachtungen der Unternehmenskultur sehen, andererseits als Umgangsweise mit einer der wichtigsten Unternehmenskapitalarten herausarbeiten.