Digitale Ökosysteme
Disrupt yourselves

Vier Gründe, warum digitale Ökosysteme 2020 ihren endgültigen Durchbruch erleben werden

Viel ist die Rede von den neuesten Trends in der Digitalisierung, und in welcher dieser Entwicklungen das größte Transformationspotential steckt. Ist es Künstliche Intelligenz, sind es bestimmte Tools und Gadgets, oder ist es das Internet of Everything? Sicher, all diese Entwicklungen werden die nächsten Jahre und Jahrzehnte prägen, doch viel spricht dafür, dass eine ganz andere Entwicklung die digitale Transformation maßgeblich voranbringen und vor allem die Wertschöpfung von Unternehmen grundlegend verändern wird: digitale Ökosysteme.

Dabei sind Ökosysteme in der Wirtschaft und im digitalen Bereich keineswegs ein neuer Trend. Bereits 1993, zu einer Zeit, in der die Digitalisierung noch in ihren Kinderschuhen steckte, veröffentlichte James Moore seine „Theory of Business-Ecosystems“ in der Harvard Business Review. Schon damals funktionierte der Ansatz, Innovationen durch eine Mischung aus Kooperation und Wettbewerb auf den Weg zu bringen.
Heutzutage haben Plattformanbieter und Open-Source-Projekte die Regeln des Wettbewerbs komplett neu geschrieben. Unternehmen sind nun zum Umdenken und Umstrukturieren ihrer bisherigen Geschäftsmodelle gezwungen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, brauchen Unternehmen aber einen nachhaltigen und tragfähigen Ökosystem-Ansatz.

Wir haben vier Gründe ausgemacht, warum digitale Ökosysteme gerade heute immer wichtiger werden:

1. Ideen
In ganz Deutschland entstehen derzeit Digital Hubs, die Akteure aus Wirtschaft, Forschung und Politik miteinander vernetzen, um neue Entwicklungen auf den Weg zu bringen. Ähnlich wie es Apple schon vor Jahren mit seinem App Store vorgemacht hat, revolutionieren diese Think Tanks die Art und Weise, wie neue Ideen zur Marktreife gelangen: Gemeinsam mit den Anwendern entwickeln Gründer, Start-ups, Technologieunternehmen und Universitäten Ideen, Produkte und Dienstleistungen, die vor allem Lösungen für die Zukunft hervorbringen sollen. Gerade die wichtigsten politischen Themen wie Energiewende, Mobilität und Digitalisierung können so in einem ganzheitlichen und offenen Ansatz bearbeitet werden. Im Idealfall entsteht ein sich selbst verstärkender Effekt. So wie bei SAP: Der Software-Konzern stellte 2016 seinen Data Space in Berlin vor, wo SAP seitdem gemeinsam mit seinen Kunden sowie Start-ups und Wissenschaftlern Ideen für das Internet der Dinge entwickelt. Zugleich bietet der Data Space eine Plattform, auf der – ganz basisdemokratisch und niedrigschwellig – Entwicklungen und Ideen rund um das Thema Digitalisierung diskutiert werden können.

2. Datenökonomie
Die wachsende Bedeutung von Daten stellt eine große Herausforderung für die Wirtschaft dar. Unternehmen müssen neue Datenquellen erschließen und auswerten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dabei haben etablierte Unternehmen oft Mühe, ein Stück vom großen Datenkuchen abzubekommen: Die weltweit größten Technologiekonzerne Google, Facebook, Microsoft und Twitter haben sich bereits als digitales Ökosystem zum Data Transfer Project zusammengeschlossen und sind damit zum zentralen Player der Datenökonomie geworden. Inzwischen haben jedoch auch Finanzdienstleister und Versicherungen das Potential von digitalen Ökosystemen im Bereich der Datenökonomie erkannt und schaffen Plattformen, die Endkunden mit Maklern und Anbietern vernetzen, um individuell zugeschnittene Produkte und Services anzubieten.

3. Human Potential
Start-ups mangelt es nicht an Ideen und Talenten, dafür aber oft an Netzwerken und Kunden. Etablierte Unternehmen klagen jedoch über einen immer akuteren Fachkräftemangel, gerade im Bereich digitale Technologien. Der Ökosystem-Ansatz kann hier Unternehmen, Gründer, Entwickler und andere Fachkräfte zusammenbringen.
Der Münchner Digital Hub „UnternehmerTUM“ und die dort lokalisierte Digital Product School haben es vorgemacht. UnternehmerTUM ist als Zentrum für Innovation einer der führenden Orte für digitale Talente, Start-ups, Investoren und etablierte Unternehmen, um gemeinsame Projekte auf den Weg zu bringen. Gerade den Mittelstand trifft der digitale Wandel besonders hart, denn sie spüren den Kampf um digitale Fachkräfte am deutlichsten. Genau da setzt UnternehmerTUM an: Längst rekrutieren Firmen aus ganz Deutschland ihre Fachkräfte über das Hochschulnetzwerk von UnternehmerTUM. Das Digital Business Lab fördert zudem die digitale Weiterbildung von mittelständischen Unternehmen und ermöglicht einen intensiven Austausch zwischen Fachkräften und UnternehmerInnen.

4. Kontrollierte Disruption
Seit Jahren hören, lesen und verinnerlichen Unternehmen den oft gehörten Ratschlag der Digitalmoderne, sich selbst zu disruptieren, bevor es andere tun. Allerdings wird der Begriff Disruption in der Digitalbranche inflationär genutzt, ohne dass dabei klar wird, auf welche Weise das geschehen kann. Mit dem Ergebnis, dass nur etwa 15 Prozent der deutschen Unternehmen disruptive Ansätze fördern, während die Mehrzahl der Unternehmen und Konzerne noch immer an den alten Geschäftsmodellen festhält.
Die Herausforderung für Unternehmen besteht nun also darin, nicht mehr nur immer neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, sondern die bisherigen Geschäftsmodelle komplett neu zu denken. Dabei ist klar: Disruption stellt in jedem Fall das bisherige Geschäftsmodell infrage und kann zu Kannibalisierung führen. Ein geschützter Raum ist daher unbedingt nötig!
Digitale Ökosysteme sorgen dabei gewissermaßen für eine Balance zwischen Wettbewerb und Kooperation und schaffen ein Umfeld, in dem in einem geschützten Rahmen laut gedacht werden darf. Neue Ideen können so auf den Weg gebracht werden, ohne das Unternehmen in seiner Gesamtheit zu gefährden.
So wie es das Traditionsunternehmen Bosch macht: Mit „Bosch Intern“, einem global agierenden Open-Source-Projekt, das sich aus einem Pool von über 300.000 MitarbeiterInnen zusammensetzt, hat Bosch ein Ökosystem entwickelt, das vor allem im Bereich IoT Innovationen vorantreibt, ohne das bisherige Kerngeschäft in Gefahr zu bringen. Ganz nebenbei wirkt der Konzern damit auch seinem Fachkräftemangel entgegen.

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