Innovatives Qualitätsmanagement als strategischer Ideengeber
Wir leben in einer digitalen Welt, die immer stärker und einflussreicher miteinander vernetzt ist. Diese Veränderung wird auch als digitale Transformation bezeichnet. Digitale Transformation ist längst kein neues Schlagwort mehr – vielmehr treibt es Unternehmen aller Wirtschaftszweige um und steht im Fokus der unternehmensstrategischen Planungen. Durch neue Technologien verlagern sich die produktorientierten Unternehmensstrukturen immer mehr zu serviceorientierten Geschäftsmodellen, die die Wertschöpfungsketten in Unternehmen neu definieren. Neue Organisationsmodelle tragen zu dieser Veränderung bei und beschleunigen diese. Insbesondere auch die Erfassung, Verarbeitung und Verwertung von Massendaten mit Hilfe innovativer Technologien unterstützen diesen Wandel.
Digitale Transformation verändert die Art, wie Unternehmen agieren
Dies hat nicht nur zur Folge, dass die Produkt- und Projektqualität beeinflusst wird - auch in nahezu allen Bereichen der Wertschöpfungsketten entstehen in den Unternehmen neue Prozesse und Rollen zur Einsparung unnötig gewordener Prozesse und Aufgaben. Der Einsatz neuer Technologien und Prozesse ermöglicht einen umfassenderen Blick auf die Produktivität der Wertschöpfung und ermöglicht eine engere Steuerung. Damit kommen vor allem für das Qualitätsmanagement veränderte Aufgaben und neue Möglichkeiten zu.
Qualitätsmanagement 4.0 – Der Weg zum strategischen Ideengeber
Der Begriff Industrie 4.0 beschreibt die zunehmende Vernetzung verschiedener Maschinen und Abläufe miteinander. Durch die Vernetzung entstehen neue Daten, die von Unternehmen in Echtzeit genutzt werden können. Entscheidend dabei ist die Verschmelzung verschiedener interdisziplinärer Rollen und die Steuerung der neu gewonnenen Erkenntnisse. So kann der Nutzen der neugewonnenen Datenquellen im Sinne der Industrie 4.0 auch zu einer Neudefinition des Qualitätsmanagements werden. Der Ansatz des Qualitätsmanagement 4.0 führt zu neuen Erkenntnissen und einer engeren und dynamischeren Qualitätssteuerung. Die kontinuierliche Analyse umfassender Daten führen zu einer stetigen Optimierung der Wertschöpfungsprozesse. Das Qualitätsmanagement kann dadurch eine noch zentralere Rolle für den Unternehmenserfolg darstellen, indem die zugewonnenen technischen Kompetenzen zu neuen Bewertungskompetenzen des Qualitätsmanagements selbst werden. Dadurch können sich Unternehmen einen relevanten Marktvorteil verschaffen, indem sie in die Lage versetzt werden, sich dynamisch an sich rasch verändernde Gegebenheiten anzupassen. Deshalb steht die Qualitätssicherung zunehmend im Zentrum der digitalisierten Industrie und Gesellschaft.
Das Qualitätsmanagement der Zukunft
Die Bedeutsamkeit von Daten und deren Erhebung, Überwachung, Analyse und Bewertung spielt in der Normensammlung des Qualitätsmanagements ebenfalls eine wichtige Rolle. Im QM können die Auswertungen systematisch verwendet werden, um Zeit und Kosten zu reduzieren. Laut der Studie „Deutscher Industrie 4.0 Index 2019“ der Staufen AG verwenden rund 66 % der befragten Unternehmen Big-Data-Auswertungen für das Qualitätsmanagement. Befragt wurden dabei lediglich Unternehmen, die sich bereits konkret mit Industrie 4.0 beschäftigen. Dabei kann die Analyse von großen Datenmengen („Big Data“) nicht nur statistische Verfahren umfassen, sondern auch technologisch fortgeschrittenere Methoden, wie beispielsweise Machine Learning oder Data-Mining, um diese heterogenen Datensammlungen in „Smart Data“ umzuwandeln. Eine der Methodiken, die bei der Identifikation von Qualitätssteigerungsmaßnahmen der Prozesse beitragen kann, ist das Process Mining. Hierbei werden protokollierte Daten und Artefakte der IT-Systemlandschaft erfasst und statistisch analysiert. Machine Learning Algorithmen können hier helfen, Muster in den Prozessdaten zu finden und eigenständig zu optimieren. Process Mining kann so also zu einem ganzheitlichen Qualitätsansatz beitragen und die Rolle des Qualitätsmanagements in der Organisation stärken. Darüber hinaus gibt es selbstverständlich noch viele weitere Verfahren und Einsatzmöglichkeiten für innovative Technologie, die das Qualitätsmanagement weiter stärken können.
Der Einsatz der neuen technologischen Möglichkeit bedarf der Veränderung des klassischen Skillsets eines Qualitätsmanagers. Zur Bestimmung der Datenqualität ist speziell Wissen über Datenumfang, Datenformate und Geschwindigkeit der Datenverarbeitung notwendig. Um Kausalzusammenhänge und Abhängigkeiten verschiedener Merkmale zu identifizieren, wird zunehmend das Beherrschen statistischer Verfahren (z. B. Korrelations- und Regressionsanalysen) vorausgesetzt. Dieses Know-how wird zur Schlüsselkompetenz und bildet die Basis für Entscheidungsfindung und Strategieentwicklung.
Qualitätsmanagement muss sich anpassen
Um den schnellen und wechselnden Anforderungen des Market gerecht zu werden, werden Organisationen zunehmend agil. Sie stellen sich so auf, dass sie schnell und dynamisch agieren können und Trends mitgestalten, statt sie zu verpassen. In dieser zunehmend agilen Arbeitsorganisation muss auch das Qualitäts- und Testmanagement mithalten können, das sich oft an bewährten, aber starren, unflexiblen Methodiken und Prozessen orientiert – und damit oft auf Unmut stößt. Auch Qualitätsmanagement muss sich der agilen Entwicklung anpassen und seine Grundsätze überdenken. Die bisherigen Grundsätze des Qualitätsmanagements lagen vor allem in der Kundenorientierung und einem prozessorientierten Ansatz. Das agile Qualitätsmanagement ist bedarfsorientiert und folgt einem evolutionären Ansatz. Aus einer Orientierung am Kunden wird aktive Kundeninteraktion. Der Kunden wird aktiv in die Entwicklung und Realisierung mit einbezogen. Zudem wird versucht, die Kommunikation und Vernetzung der einzelnen Stakeholder in einer losgelösten, interdisziplinären Rolle hoch zu halten und so für eine hohe Ergebnisqualität zu sorgen. Auch, indem der Qualitätsgedanke gemäß des Subsidiaritätsprinzip zunehmend in die Fachbereiche getragen wird und die Eigenverantwortung für Qualität grundsätzlich steigert. Das agile Qualitätsmanagement schafft es so nicht nur, vorhandene Qualitätsaspekte einzuhalten, sondern aktiv mitzugestalten und das eigene Ansehen in der Organisation zu steigern.
Fazit
Wir sehen, dass sich unsere Arbeitswelt sowohl technologisch, operativ als auch organisatorisch rasant verändert. Diese Veränderung betrifft auch das Qualitäts- und Testmanagement und hat konkrete Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Qualität verstanden wird und wie man mit ihr umgeht.
Um die sich daraus ergebenden Chancen für das Qualitätsmanagement nutzen zu können, ist ein neuer Fokus auf die Schulung des Personals notwendig, da diese Veränderungen zu einer gesteigerten Komplexität des Qualitätsmanagements führen. Mit den organisatorischen und technologischen Veränderungen ergeben sich nennenswerte Chancen das Qualitätsmanagement flexibler und leistungsfähiger zu gestalten, wodurch die eigene Position in der Organisation gestärkt und die Rolle als strategischer Ideengeber garantiert wird.
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