Die Zukunft ist auch nicht mehr das, was sie mal war: Schwang beim Begriff Zukunft früher die Verheißung auf bessere Zeiten mit, scheint es nun eher darum zu gehen, wie wir zukünftig als Gesellschaft, als Organisationen und als Individuen die vielen unvorhersehbaren Krisen am besten bestehen können. Damit rückt der Begriff der Resilienz in das Zentrum gesellschaftlicher Zukunftsentwürfe. Der Politologe Ivan Krastev spricht gar vom Übergang in das Zeitalter der Resilienz.
Resilienz bezeichnet allgemein die Fähigkeit eines Systems, sich an dramatisch veränderte äußere Bedingungen anzupassen, dabei funktionsfähig zu bleiben, sich rasch zu erholen und weiterzuentwickeln. Eine resiliente öffentliche Verwaltung zeichnet sich dementsprechend dadurch aus, dass sie im neuen Normal permanenter und unvorhersehbarer Krisen handlungsfähig bleibt, sich flexibel an neue, dynamische Situationen anpasst und aus vergangenen Krisen lernt. Sie reagiert nicht nur auf eine aktuelle Krise, sondern wappnet sich für das Unvorhersehbare. Diese Beschreibung macht deutlich: Hier geht es nicht nur um Krisenpläne oder eine robuste IuK-technische Infrastruktur, sondern um eine grundlegende und tiefgreifende Neuorientierung von Organisation, Personal, und Kultur der Verwaltung.
Eine solche grundsätzliche Neuorientierung ist ambitioniert, aber durchaus realistisch. Das traditionelle bürokratische Modell staatlichen Handelns ist in den letzten Jahren bereits massiv unter Druck gekommen. Verwaltungsintern mehren sich die Stimmen, dass sich die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts in den tradierten Verwaltungsstrukturen des 19. Jahrhunderts nicht angemessen adressieren lassen. Der Begriff der Resilienz gibt diesem Transformationsdiskurs eine klare Orientierung: Wie muss sich die Verwaltung verändern, um von einer passiven Logik der Krisenreaktion zu einer proaktiven Logik der Resilienz zu gelangen? Zu dieser Frage möchte ich mit einigen Gedanken zur Diskussion anregen.