Wenn Hersteller sich bisher dafür entschieden haben, einen eigenen Store zu eröffnen, taten sie dies meist, um die Nähe zum Kunden nicht zu verlieren und möglichst viele Daten über das Kundenverhalten zu sammeln. Allerdings sind stationäre Geschäfte großflächig, sie erfordern Unmengen an Investitionen und Aufwand, sind nur begrenzt skalierbar und keinesfalls kurzfristig. Das Retail-as-a-Service Konzept verspricht hier Abhilfe. Den stationären Handel als Dienstleistung zu begreifen, ist ein Gedanke, der in anderen Bereichen bereits seit Jahren Anwendung findet. Aktuelle Beispiele sind Software-as-a-Service oder Mobility-as-a-Service. Bei beiden Konzepten wird der reine Besitz in den Hintergrund gestellt und der Nutzen priorisiert. Bietet man den stationären Handel also als Dienstleistung an, wird er damit skalierbarer und kurzfristiger. Ein Hersteller kann sich beispielsweise für ein saisonales Produkt eine gewisse Fläche in einem solchen „Concept-Store“ mieten, eventuell sogar in einem Paket mit Werbeflächen in unmittelbarer Nähe. So kann er auf innovative Technologien und eine starke Marke setzen und geht viel weniger Verbindlichkeit und Risiko ein, als wenn er einen eigenen Store zu bespielen hat.
Ein sehr beeindruckendes und innovatives Beispiel im Bereich des Retail-as-a-Service liefert das Unternehmen _blaenk. Das Düsseldorfer Konzept zeigt, wie man mit einem „Concept Store“ Flächen zeitgemäß bespielen kann und bietet Marken und Unternehmen den stationären Handel als Dienstleistung an. So übernimmt der Anbieter die Betreibertätigkeit und kümmert sich um alle administrativen Angelegenheiten wie Personalmanagement und Räumlichkeiten, während Marken sich dank modularem Ladenbau einen Platz auf Zeit mieten können, um dort ihre Produkte anzubieten. Das Angebot wechselt viermal jährlich und passt sich so den Bedürfnissen der Jahreszeiten an. Durch die Modularität der Dienstleistung bietet es auf diese Weise sowohl großen, als auch kleinen Unternehmen die Chance, sich innovativ in einem kuratierten Umfeld zu präsentieren. Das Unternehmen prüft die verkauften Produkte außerdem auf Nachhaltigkeit. Denn neben dem Innovationscharakter und der Wertigkeit ist die Nachhaltigkeit die dritte Gestaltungsmaxime des Konzepts. Untermalt wird sein Angebot mit Workshops, Events und Präsentationen der verkaufenden Unternehmen. So wird aus einem einfachen Point-of-Sale ein abwechslungsreicher Erlebnis-Bereich, der eine Symbiose zwischen Marken herstellt und nachhaltig positive Erlebnisse für Kunden kreiert. Diese Mehrwert-Konzepte sind aber keineswegs allgemeingültige Konzepte, die als Erfolgsgarant für den stationären Handel angesehen werden können. Vielmehr sind sie Experimente, Entwicklungen und Studien, die vielleicht für einzelne Zwecke und Unternehmen sehr gut funktionieren können, von denen aber auch die großen Player viel lernen können.