Würfel
Kommunikation in der agilen Praxis kritischer Faktor

Die Rolle des Product Owners - Wieso priorisieren alleine nicht ausreicht.

Die Anforderungen an die Rolle des Product Owners sind komplex. Zielgruppenspezifische Kommunikation wird, richtig eingesetzt, zum Erfolgsfaktor für Entwicklungsvorhaben und für die Etablierung agiler Teams in Organisationen.

Herausforderungen des Product Owners

Der Product Owner verfolgt das oberste Ziel, den Wert des Produkts zu maximieren. Dazu verantwortet er das Product Backlog und stellt sicher, dass die Backlog Items vollständig und priorisiert sind sowie von allen Beteiligten verstanden werden. Doch gerade der letzte Punkt stellt sich insbesondere im Zusammenspiel mit verschiedenen Stakeholdern und mindestens einem Entwicklerteam als Herausforderung dar.

Der Product Owner wird zum entscheidenden Rädchen in einem Stille-Post-Spiel zwischen Anwendern, Stakeholdern und Umsetzern. Doch in der Praxis zeigt sich ebenso wie bei dem Kinderspiel, welche Interpretationen durch eine Verkettung von Kommunikatoren möglich sind. Durch einen iterativen Ansatz können solche Fehlinterpretationen in der Regel geringer gehalten werden. Doch auch in kürzeren Sprintzyklen sorgt mangelnde Kommunikation für Mehraufwand. Steigende Kosten und Frustration in Teams sind die Folge. Als Wertmaximierer sollte sich der Product Owner deshalb mit dem Thema Kommunikation beschäftigen und vergegenwärtigen, welche Rolle sie in der Anwendungsentwicklung einnimmt.

Alles ist eine Frage der Betrachtung.
Warum Kommunikation in Teams ein kritischer Faktor ist, zeigt das folgende Bild:
Eine Gruppe sitzt im Kreis und betrachtet einen Würfel, der in der Mitte liegt. Alle sind sich einig, dass sie über einen Würfel sprechen. Reihum erklärt jeder, was er sieht, wenn er den Würfel betrachtet. Der eine berichtet von einer 6 und einer 2. Ein anderer spricht über eine 5. Schnell entsteht Unverständnis auf der einen Seite, warum das Gegenüber die Dinge, die so klar zu sehen sind, nicht sieht.

Solche Situationen spielen sich tagtäglich ab. Der Würfel wird dann zur App oder zur Schnittstellendefinition. Durch gemeinsame Reflektion bietet Agilität einen Ansatz, verschiedene Würfelseiten regelmäßig zu betrachten und die Position zu wechseln. Dennoch ist die Rolle des Product Owners bei diesem Rundgang ein wichtiger und unterschätzter Schlüsselfaktor, da er in seiner Rolle den Würfel verändern und drehen kann. Diese Fähigkeit von Product Ownern gerät schnell aus dem Fokus – nicht zuletzt deshalb, weil sie nur schwer messbar und sichtbar zu machen ist.

Mit effizienter Kommunikation den Wert des Produkts weiter steigern.
Es stellt sich die Frage, wie Product Owner diese Fähigkeit weiter ausbauen können. 
Die folgenden Anregungen geben hierfür Tipps und Impulse.

Andere Würfelseiten zulassen
Jeder Mensch eignet sich im Laufe seines Lebens durch Erfahrungen, Erziehung und Bildung eine „Landkarte“ an, mit der er seine Umwelt wahrnimmt, interpretiert und entsprechend reagiert. Mit dem Grundsatz „Die Landschaft ist nicht die Landkarte“ wird veranschaulicht, dass wir nicht das sehen, was uns tatsächlich umgibt, sondern immer eine eigene Interpretation davon.

Durch die Vermittlung und das Leben der agilen Werte Commitment, Mut, Fokus, Offenheit und Respekt wird eine wichtige Grundlage geschaffen, den Blick aller zu öffnen. Insbesondere die Werte Offenheit und Respekt tragen dazu bei, dass sich Teammitglieder für die Sichtweisen und somit für die „Landkarten“ der anderen interessieren. Hier fungiert der Product Owner als Vorbild und sollte selbst prüfen, ob er die Werte lebt. Instrumente zur Förderung dieser Werte sind neben regelmäßigen Retrospektiven, gemeinsame Aktionen und Formate wie Teambuildings oder Fuck-Up-Sessions. Durch den fokussierten Aufbau von Vertrauen wird eine gemeinsame Basis geschaffen, welche das Interesse und das Gespür für andere Sichtweisen beschleunigt.

Gemeinsam würfeln
Agile Modelle basieren neben dem Prinzip des iterativen Vorgehens auf einem experimentellen Arbeiten. Dies sollte auch in der Kommunikation gelebt werden. Dabei kann der Product Owner insbesondere über die Backlog Items wie User Stories die Qualität der Kommunikation kontinuierlich verbessern, indem er sie als Kommunikationsmedium wahrnimmt und nutzt. Durch Feedbacks in Refinements und Plannings erkennt der Product Owner die Fragen und Bedürfnisse des Teams und kann sie direkt in die Struktur und Formulierung zukünftiger Items einfließen lassen.

Den Würfel drehen
In der Rolle des Product Owners gilt es nicht nur, mit dem Entwicklerteam eine Sprache zu finden, sondern auch mit den Stakeholdern. Jeder Adressat sollte die Informationen, die er benötigt in einer für ihn schnell erfassbaren Art und Weise bekommen. Dadurch kann nicht nur die Effizienz gesteigert werden, sondern Interpretationsraum verringert werden.

Ein wichtiger Aspekt bei der zielgruppenspezifischen Kommunikation ist der Bereich der Sprachmittlung. Hierbei gilt der Grundsatz, dem Empfänger die sinngemäße und für ihn verständliche Information wiederzugeben. Dabei empfiehlt es sich, mit kurzen Satzstrukturen zu arbeiten und Unwesentliches wegzulassen. Vor allem in der Zusammenarbeit mit interdisziplinären Teams kann hierdurch die Qualität der Kommunikation gesteigert werden. Zusätzlich zur Sprache kann durch einfache strukturelle Elemente wie dem „Golden Circle of Communication“ die Effizienz der Kommunikation erhöht werden.

Bei der Umsetzung kann der Scrum Master als Tandempartner und regelmäßiger Feedbackgeber einbezogen werden. Gemeinsam sollten sich Product Owner und Scrum Master iterativ Kommunikationsziele setzen und diese im Anschluss reflektieren. Dadurch kann sich die Qualität steigern und flexibel auf Änderungen im Team reagiert werden.

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