Blogbeitrag von
Stephan Dufhues, Senior Management Consultant, Cassini Consulting AG
Stephan Dufhues
Senior Management Consultant
Smart Health Use Case
Gesundheitsversorgung neu gedacht

IoT & Data Analytics für Kliniken und Versicherungen: Acht Smart Health Use Cases

Eine Studie hat gezeigt, dass jeder Mensch in Deutschland circa sieben Stunden im Jahr in Wartezimmern von Arztpraxen oder Kliniken verbringt. Vernetzte IoT-Sensorik und eine Health Plattform können unnötige Wartezeiten in der Gesundheitsbranche reduzieren und überflüssige Besuche in Notaufnahmen verhindern. Wir zeigen Ihnen acht Use Cases, wie sich die Gesundheitsbranche digitalisieren und dabei Patientinnen und Patienten wieder in den Mittelpunkt ihres Handelns rücken kann.

Ein gut entwickeltes IoT-Plattformkonzept bietet neuartige Interaktionsmöglichkeiten zwischen Praxen und Kliniken, Krankenkassen und Versicherten. Schon heute verfügt eine Plattform über viele Schnittstellen zu den bekannten Praxisverwaltungssystemen (PVS). Ein weiterer Aspekt ist die Auswahl oder Entwicklung von maßgeschneiderter IoT-Hardware. Durch die direkte Übertragung von Daten der Messgeräte im häuslichen Umfeld in die Arztpraxis, kann die Kommunikation und Behandlung deutlich verbessert werden – und das sogar ganz ohne einen Praxisbesuch. Bei chronisch Kranken hat das behandelnde Fachpersonal die kompletten Vitaldaten jederzeit bereits ausgewertet vorliegen. Nur wenn sich diese verschlechtern, muss die zu behandelnde Person zur persönlichen Untersuchung vorsprechen, bevor es zum Notfall kommt. Im Folgenden belegen acht Anwendungsbeispiele den praktischen Nutzen von IoT & Data Analytics.

Use Case 1: IoT Smart Health Plattform

Die Praxisverwaltungssysteme (PVS) werden nach und nach von den Herstellern in Cloud-Lösungen überführt und müssen für die Kliniken mit einer Health Plattform verbunden werden. Das birgt enormes Potenzial für die Verknüpfung und Nutzung relevanter Informationen. Denn hier fließen nicht nur Gesundheitsdaten der zahlreichen neuen IoT-Sensoren ein, sondern auch Terminbuchungen, neue flexible Verrechnungsmodelle (es müssen nur die Ressourcen bezahlt werden, die auch wirklich genutzt werden) aber auch dynamische Anpassungen an die Anforderungen (wie z. B. zusätzliches oder verringertes Personal in der Arztpraxis durch die Pandemieanforderungen). Durch ein „Patienten-Dashboard“ können dem Versicherten auf einem iPad Gesundheitsdaten und auch nächsten Schritte der Behandlung durch Visualisierungen ansschaulich vermittelt werden. Die Cloud wird im nächsten Schritt durch Datenanalysen auch Verbindungen der Patientendaten bewerten und ziehen können und auf gewisse Risiken hinweisen wie z. B. die Wechselwirkungen zweier Medikamente.

Use Case 2: Online-Terminvereinbarung und Sichtbarkeit

Arztpraxen stellen vermehrt darauf um, Online-Termine zu vereinbaren. Es sollten jedoch noch mehr Funktionalitäten integriert werden, um den Praxisbetrieb zu optimieren und das „Patientenerlebnis“ zu verbessern. Zum Beispiel durch das automatisierte Versenden von Termin-Erinnerungen und die Möglichkeit, im Anschluss an die Behandlung per Smartphone-App eine Bewertung abzugeben. Eine weitere Vernetzung stellt die Rezeptbestellung per WhatsApp und direktes Feedback auf personalisierten Umfrage-Tablets vor Ort dar, um die Patientenbindung zu erhöhen und ein Alleinstellungsmerkmal der Klinik oder Praxis zu entwickeln.

Use Case 3: Health IoT-Geräte

Viele Patientinnen und Patienten messen ihre Blutdruck- oder Blutzuckerwerte zuhause. Dazu können sie auch smarte IoT-Geräte mit eingebauter SIM-Karte nutzen, wie bespielsweise von Anbieter Medisanté mit einer Konnektivität und Plattform von Vodafone. 

Einige Geräte kommunizieren direkt mit der Health-Cloud der Kliniken. Andere haben eine Bluetooth-Synchronisierung mit dem Smartphone und stellen die Vital-Daten mittels Schnittstelle der den Gerätehersteller über eine mobile App bereit. Die Daten werden auf dafür streng zertifizierten Servern im Land selbst gespeichert. Nur berechtigte Dashboard-Nutzer haben Zugriff auf die Patienten-Daten.

Mit den Ärztinnen und Ärzten können Zugriffsrechte auf diese Daten vereinbart werden, z. B. für die häusliche Nachsorge im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt oder für Facharztpraxen,  um bei Herz- und Schlaganfallpatienten Akutsituationen zu erkennen und schnell reagieren zu können. Des Weiteren werden neue IoT-Geräte aktuell verprobt, wie z. B. „Der Stimmungsbarometer-Buzzer“ für die Psychotherapie, um Daten über die Gemütslage in Echt-Zeit zu analysieren und ein ganzheitliches Bild für die nächste Sprechstunde zu verschaffen. 

Use Case 4: Video-Sprechstunde und Fernbehandlung

Das Handelsblatt berichtet, das sich bereits 78 % der Ärzte mit dem Thema „Telemedizin“ beschäftigt haben. Seit einigen Jahren werden die Videosprechstunden von den gesetzlichen Krankenkassen auch für die Praxen und Kliniken erstattet. Genutzt werden die Fernbehandlungen nach den Vorstellungen vieler Ärzte vor allem, um mit Patientinnen und Patienten über Änderungen bestehender Therapiemaßnahmen zu sprechen und chronisch Kranke zu begleiten. Dabei fließen die oben genannten Echtzeitdaten der IoT-Sensoren des Versicherten zuhause über das Internet in die IoT-Health-Plattform des Arztes. So können sie während der Video-Sprechstunde über die aktuellen Werte sprechen und neue Therapiemaßnahmen einleiten.

Use Case 5: Digital-Anamneseerhebung

Die Patientendaten elektronisch zu erfassen, gibt es schon etwas länger, aber sie sollten mit in die Smart Health Plattform integriert werden. Dabei können iPads im Wartezimmer verteilt oder Links an das Smartphone des Behandelten geschickt werden. Vorher analoge Daten (Papierformulare) werden somit digital in die Cloud transferiert. Die Kliniken können im Nachgang schnell Fehler identifizieren und wenn nötig editieren. Auch hier kann Data Analytics zum Einsatz kommen. So kann beispielsweise durch die Überprüfung des Anmeldeformulars und der anstehenden Behandlung bzw. Operation ein Alarm ausgelöst werden, wenn Unverträglichkeiten durch Vorerkrankungen oder die anstehende Narkose bestehen.

Use Case 6: IoT außerhalb von Großstädten

Das Internet der Dinge erleichtert die ärztliche Versorgung auch außerhalb von Städten enorm. Denn hier herrscht seit Jahren ein Mangel an ärztlichem Fachpersonal. Durch die oben erwähnten vernetzten IoT-Geräte können sich die Patientinnen und Patienten in einer ländlichen Region lange Anreisewege ersparen. Des Weiteren können sogenannte Sammeltermine durch einen smarten „Online-Verfügbarkeitskalender“ organisiert werden, der mit der Smart Health Plattform kommuniziert. Mediziner fahren dann ab einer bestimmten Nachfrage zu den Personen raus. Des Weiteren wird in Kooperation mit größeren Herstellern an Prototypen gearbeitet, Medikamente per Drohne von einem Medikamentensammellager zu einem Drohnenlandeplatz zu liefern, z. B. neben einer ländlichen Apotheke, die Medikamente rund um die Uhr ausliefert. Durch Datenanalysen und freiwillige Datenfreigabe der Anwohnenden können auch regional Notfallmedikamente vorgehalten werden. Bei diesem Use Case steht das Thema Datensicherheit und Anonymität im Vordergrund, um eine zufriedenstellende Lösung zu etablieren.

Use Case 7: Die smarte Praxis

Die Wartezeiten in Praxen betragen in der Regel mehrere Minuten bis Stunden. Dabei könnte die Zeit besser in der nahen Umgebung genutzt werden, z. B. um Mittag zu essen oder einen Spaziergang zu machen. Auch hierfür lässt sich über die Smart Health Plattform eine Lösung finden: Das System schickt Patientinnen und Patienten eine SMS mit einer Termin-Prognose, basierend auf dem Fortschritt der zu behandelnden Personen. Für Praxisbesuchende, die kein Handy haben, wird ein Handsender mit SIM-Karte vergeben, ähnlich denen in einigen Selbstbedienungsrestaurants. In der Praxis wird durch die Bearbeitung der Digital-Patienten-Akten ein Status ausgelöst, wann der Nächste in den Behandlungsraum kommen kann.

Use Case 8: Anbindung an die Versicherung

Durch die Anbindung der smarten Health-Plattform an die Krankenkassen können gewisse Sonderleistungen, wie zum Beispiel die Verschreibung einer Health-App (z. B. Rückentrainingsübungen) schneller angefragt werden. Diese Leistungen werden von Krankenkassen bezahlt. Auch eine direkte Weiterleitung von Krankschreibungen über die Patienten-App ist denkbar, um Wegezeiten und Arbeitsaufwände zu minimieren.

Wie können Sie als Klinik- oder Praxisbetreiber nun starten, Ihre eigene smarte Health Plattform aufzubauen?

Ihr Interesse ist geweckt? Im ersten Schritt können wir Sie bei der Entwicklung eines Use-Case-Books mit vielen IoT-Fallbeispielen für Ihre Herausforderungen unterstützen.
Im zweiten Schritt helfen wir Ihnen als Strategie- und Technologieberatung bei der Erfassung Ihrer individuellen Abläufe in Klinik oder Praxis, z.B. durch eine schnelle Prozessaufnahme und der Entwicklung von Technologie-Anforderungen.
Durch ein iteratives Vorgehen und unseren Blick von außen können wir gemeinsam mit Ihnen ein IoT-Ökosystem im Bereich Smart Health entwickeln.

Kommen Sie auf uns zu und tragen Sie aktiv zur Digitalisierung der Gesundheitsbranche bei.