Früher hatte der Einkauf einen fast ausschließlich operativen Fokus. Es ging darum, die benötigten Ressourcen mit hoher Zuverlässigkeit zu geringen Kosten zu beschaffen. Bei einer Einmal-Verwendung der beschafften Ressource bleibt dieses klassische Modell, das seinen Erfolg vor allem an niedrigen Ausgaben misst, durchaus sinnvoll. Je größer aber der Beitrag des Zulieferers zur Wertschöpfung und zum wirtschaftlichen Erfolg des eigenen Unternehmens ist, desto stärker muss sich diese Beziehung intensivieren. Manche Lieferanten werden in eine Kategorie der Preferred Vendor vorstoßen. Durch eine stabilere Beziehung reduziert der Einkauf hier das Risiko und nutzt besondere Leistungen des Lieferanten. Die dritte Stufe wird darin bestehen, den Lieferanten als Partner zu begreifen. Solch ein Partner, zu dem das Unternehmen eine betont enge Beziehung eingeht, kann Innovationen ganz anders unterstützen und in viel stärkerem Umfang zur Wertschöpfung beitragen. Das Ziel solch einer strategischen Partnerschaft ist ein beiderseitiges Business Alignment. Der besondere Wert einer solchen Geschäftsbeziehung zu einem strategischen Partner kann sogar dazu führen, dass sich das alte hierarchische Muster von Besteller und Lieferant umkehrt – für den Einkauf ein völlig neues Denkmuster.
Die Lieferantenpartnerschaft als Erfolgsfaktor
Weil strategische Lieferantenpartnerschaften heute eine oft erfolgsentscheidende Relevanz bekommen, ist es unerlässlich, sie entsprechend sorgfältig aufzubauen und zu steuern. Es ist darum sinnvoll, wenn sich der Einkauf die Zeit nimmt, die nötig ist, um den geeigneten Partner zu bestimmen und die Partnerschaft wirklich zu vertiefen. Die Auswahl eines solchen strategischen Partners wird auch andere Ausschreibungsmodelle erfordern als bislang üblich. Belohnt wird diese größere Anstrengung des Einkaufs aber dadurch, dass er mit der strategischen Lieferantenpartnerschaft das Fundament zu einer agilen Projektumsetzung im Unternehmen legt. Durch neue digitale Fähigkeiten – adaptiv, vernetzt, innovativ und effizient zu sein – adressiert der Einkauf die beschriebenen sechs großen Herausforderungen: Innovationen, Datennutzung, IT-Systeme, Lieferantenbeziehungen sowie Kosten und Risiken. Die strategischen Partnerschaften eines Unternehmens tragen dazu bei, dass das Unternehmen die übergreifenden Ziele seiner digitalen Transformation tatsächlich erreichen kann – etwa innovative Geschäftsmodelle zu schaffen, die Time-to-Market zu verkürzen, komplexe IT-Lösungen zu realisieren und brachliegende Informationsschätze zu heben.