
Wo bleibt die Digitale Rendite?
Mit Digitalisierung verbinden wir die konsequente Ausrichtung von Verwaltungsleistungen am Prinzip der Nutzendenzentrierung. Und dies auf Grundlage effizienter Prozesse und einer wachsenden Attraktivität der Verwaltung für ihre Mitarbeitenden. Bürgerinnen und Bürger, Mitarbeitende der Verwaltung und Unternehmen spüren davon bislang nur wenig. Wurde in die falschen Vorhaben investiert? Ein Plädoyer für eine neue Nutzenorientierung.
Die Föderale Digitalstrategie des IT-Planungsrates postuliert Effizienz, Resilienz und nachvollziehbares Verwaltungshandeln. Der eGovernment Monitor zeigt jedoch, dass zwischen Anspruch und Umsetzung eine spürbare Lücke besteht. Um sie zu schließen, kann der Steuerungsansatz der Digitalen Rendite helfen. Zum einen liefert er eine Operationalisierung für die Nutzenbewertung und Priorisierung von Digitalisierungsmaßnahmen. Zum anderen erweitert die Digitale Rendite die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und sorgt dafür, dass bei der Bewertung von Maßnahmen drei Nutzendimensionen im Fokus stehen:
1. Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen: Wie stark verbessert eine Maßnahme den Zugang und die Qualität von Verwaltungsleistungen? Werden Transparenz, Nutzendenzentrierung, Barrierefreiheit, Datenschutz und -sicherheit wirksam umgesetzt?
2. Verwaltung: Trägt die Maßnahme dazu bei, die Verwaltung resilienter, effizienter und damit auch attraktiver für ihre Mitarbeitenden zu machen?
3. Gesamtgesellschaft: Trägt die Maßnahme zu langfristigen Entwicklungszielen wie Innovationsfähigkeit oder ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit bei?
Digitale Rendite rückt die drängendsten Herausforderungen in den Fokus
Ziel dieser Nutzenbewertung ist die Einsparung von Ressourcen bei einer spürbaren Verbesserung des Erlebnisses für die Nutzenden und alle mittelbar Beteiligten. Die Digitale Rendite rückt insbesondere diejenigen Herausforderungen in den Fokus, unter denen die Verwaltung schon so lange leidet, zum Beispiel keine hinreichend ausgeprägte Projekt- und Digitalkultur, Fachkräftemangel, Überalterung und das Risiko von Know-how-Verlusten.
Priorisiert werden nur Maßnahmen, die auf Basis eines plausiblen Projektansatzes eine hohe Wirtschaftlichkeit in den zuvor genannten Nutzendimensionen erzielen. Für priorisierte Maßnahmen wird eine durchgängige Verbindung zwischen ihrer Nutzenargumentation und den Zielen der dazu nötigen Umsetzungsprojekte hergestellt. Nutzen und Wirtschaftlichkeit werden während der Projektdauer fortlaufend gesteuert. Definierte Abbruchkriterien sorgen dafür, dass hinter ihren Zielen zurückbleibende Maßnahmen frühzeitig beendet werden, was Effizienz und Transparenz verbessert.
Mit dem Instrumentarium der Digitalen Rendite schaffen wir die Grundlage für einen neuen Steuerungsansatz in der Verwaltung. So führt Digitalisierung nicht nur zu einer technischen, sondern zu einer gesamtgesellschaftlichen Transformation.
Erstveröffentlichung in Innovative Verwaltung (1-2/2025)
Dieser Beitrag folgt unserer Kurzveröffentlichung in der Rubrik „Nachgefragt“. Die originale Veröffentlichung ist hier abrufbar: Springer Professional.
Fortsetzung der Diskussion
Dieser Artikel stellt eine erste Annäherung an das Thema dar. In den kommenden Wochen werden wir das Konzept weiter vertiefen – hier, auf Veranstaltungen und gerne auch im persönlichen Dialog. Dabei beleuchten wir insbesondere die langfristige Vision, konkrete Anwendungsfälle im Alltag sowie die Implikationen für Führung und Organisation. Wir freuen uns auf den Austausch!