Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen IT und Fachbereichen bei Ihnen in der Praxis?
Wir haben unsere IT-Teams im Sinne einer agilen Organisation so geschnitten, dass sie mit den Fachbereichen in kleinen Gruppen von acht bis zwölf Personen zusammenarbeiten – sortiert nach fachlichen Themen wie Kfz, Sach- oder Lebensversicherung. Parallel haben wir in der IT ein agiles Grundmodell eingeführt und agile Methoden trainiert. Auch im gesamten Gothaer Konzern setzen sich agile Arbeitsweisen immer stärker durch. Die wesentliche Veränderung liegt darin, die richtigen Leute zusammenzubringen – räumlich und in einem passenden Arbeitsmodus. Die Zusammenarbeit hat sich dadurch spürbar verbessert. Wir schließen gerade die Pilotphase ab und gehen in die„Transformation Agiler Organisation (TAO)“ über.Â
Wodurch wird Ihrer Meinung nach eine wertschöpfende Zusammenarbeit der IT und des Fachbereichs beeinflusst und was sind hierbei die kritischen Erfolgskriterien?
Die eigentliche Wertschöpfung liegt in der Qualität der direkten Zusammenarbeit. Den großen Mehrwert sehe ich in der Verbindung verschiedener Profile, technisch wie fachlich. Meine Vision ist daher, dass IT und Fachbereich gewissermaßen fusionieren. Im Inneren müssen wir komplett digital sein. Dafür gilt es, die historische Trennung von Fachbereich und IT aufzuheben. Wir brauchen Managerinnen und Manager, die beide Seiten verstehen und abbilden können, denn die Grenzen sind fließend.Â
Wie erfolgt im Gothaer Konzern die IT-Strategieentwicklung und wie binden Sie das Business in diesen Prozess mit ein?
Wir führen einmal im Jahr ein Update durch, was auch regulatorisch gefordert ist. Wir haben einen Prozess aus der IT selbst heraus, in dem wir Strategien für Cloud-Business, Integrationen, Plattformen und Datenbanken überprüfen und entwickeln. Darüber hinaus hat die IT im Strategieprozess des Konzerns einen essenziellen Bestandteil: Rund 80 Prozent der strategischen Investitionen fließen in die IT. Die Veränderungen in unserer IT-Strategie sind teils signifikant. Diese werden entsprechend formal dokumentiert und upgedated, dem Vorstandsteam zur Entscheidung vorgelegt und dem Aufsichtsrat zur Kenntnis gegeben.Â
Inwieweit wird die IT-Strategie im IT-Bereich kommuniziert?
Sehr transparent: Es gibt einen eigenen Bereich „IT-Strategie“ im Intranet. Wir haben einen Weekly-Call mit allen Teamleitern, Bereichsleitern und Projektmanagern; das sind zirka 100 Leute. Wir durchlaufen auch die Fachbereiche und reden konkret über ihre Ressourcen. Darüber hinaus binden wir die Wirtschaftsausschüsse der einzelnen Betriebsräte der Konzerngesellschaften mit ein.
Wie hat sich die Pandemie auf die Gothaer Versicherung und insbesondere auf die Ansprüche an die IT ausgewirkt und welche Erkenntnisse haben Sie daraus gewonnen?
Die Gothaer ist bisher sehr sicher durch die Krise gegangen. Das ist die entscheidende Nachricht. Wir waren schon nach einer Woche Lockdown komplett Home-Office-fähig und haben alle Kolleginnen und Kollegen mit modernen Geräten ausgestattet. Für diese Sonderinvestitionen hatten wir die volle Rückendeckung vom Vorstand.