Was bedeutet für dich „Digitale Heimat“?
Der Begriff Heimat ist für mich nicht geografisch verortet. Heimat ist für mich ein vertrauter Ort, nicht ortsgebunden, mehr im Sinne eines Lebensgefühls. In meiner Heimat halte ich mich gerne auf, egal ob anlog oder digital, die Dinge sind mir vertraut. Ich fühle mich sicher, kann zur Ruhe kommen. Das sind private, aber auch öffentliche Orte.
Meine Vorstellung von digitaler Heimat ist eine Fortschreibung der Idee bzw. dem Lebensgefühl. Auch im Digitalen sind mir öffentliche und private Rückzugsräume wichtig, möchte ich Vertrautheit und Sicherheit empfinden. Mir keine Gedanken machen, was nebenbei mit meinem digitalen Zwilling, meinem digitalen Ebenbild, geschieht. Ich möchte wissen, wer noch anwesend ist, wenn ich im Privaten bin. Ich möchte meine geistige und körperliche Unversehrtheit geschützt wissen. Ich möchte bewusst, kommerzielle oder eben nicht-kommerzielle Angebote nutzen können.
In meiner Vorstellung einer digitalen Heimat spielt auch der Staat im Sinne der Daseinsfürsorge eine entscheidende Rolle. Auch von ihm erwarte ich vertraute und sichere Angebote - analog zur analogen Welt.
Auf dem Campfire-Festival wirst du eine Panel-Diskussion zu diesem Thema moderieren. Um welche Aspekte wird es genau gehen?
Wir wollen uns auf dem Campfire-Festival mit dem digitalen Wandel befassen und damit einhergehend den Veränderungen – ob positiv oder negativ – auf die Gesellschaft.
Mit der Digitalisierung eröffnen sich neue Möglichkeiten, die es gilt, für die Gesellschaft, für das Gemeinwesen zu erschließen. Dabei stehen wir vor riesigen Chancen zur Etablierung einer gerechteren und fortschrittlicheren Gesellschaft und hoffentlich besseren Gesellschaft. Ganz im Sinne des Anspruchs des Festivals.
Um diese Chancen nutzen zu können, brauchen wir mehr als den Ausbau der digitalen Infrastruktur – eine aktive Teilnahme aller Individuen ist erforderlich. Einer der maßgeblichen Akteure ist hierbei der Staat, der zum einen selbst von der Digitalisierung betroffen ist und zum anderen Rahmenbedingungen für die Digitalisierung der Gesellschaft schaffen muss. Der Staat als zentrales gesellschaftliches Ordnungssystem wird sich im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung in seiner Außen- und Innendarstellung weiter umgestalten und sich an die digitalisierten Lebenswelten der Bürgerinnen und Bürger angleichen müssen.
Doch wie sieht der digitale Staat der Zukunft aus? Welche Erwartungen stellt die Gesellschaft an diesen Staat? Wie können die Chancen des digitalen Wandels genutzt werden, ohne die Grundprinzipien der Rechtsstaatlichkeit zu gefährden? Wie schützen wir in einer zunehmend digitalen Welt die souveräne digitale Identität unserer Bürger? Welchen Einfluss haben neue Technologien auf die Art, wie wir kommunizieren und leben? Wie gestalten wir den Rahmen für eine digitale Gesellschaft ausgehend von analog etablierten Normen und Gesetzen?
Diesen Fragestellungen wollen wir uns in einem gemeinsamen Dialog auf dem diesjährigen Campfire-Festival widmen.