Wie bewertest Du die letzten zwei Jahre aus deiner persönlichen Sicht – mit aller Ambivalenz, die diese Zeit innehatte?
Zu Beginn der Corona-Pandemie hätte ich nie geglaubt, dass wir es schaffen, eine so nahtlose Integration von über 250 (!) neuen Beraterinnen und Beratern in die Cassini Consulting zu schaffen. Und ich hatte große Bedenken, dass wir durch den vollständigen Home-Office-Ansatz viel von dem verlieren, was uns ausmacht.
Ich wurde in beiden Punkten sehr positiv überrascht. Wir haben gelernt, den Besuch im Büro und den Austausch an der Kaffeemaschine besser wertzuschätzen und expliziter zu nutzen. Und wir haben einige Zöpfe abgeschnitten, an die wir uns vorher nicht getraut haben.
Jenseits des wirtschaftlichen Erfolges spüre ich auch einen deutlich stärkeren Drive und eine positive Aufbruchstimmung. Das ist toll.
Welche Auswirkungen hat es zum Beispiel auf das Thema Karriere bei Cassini?
Aus Sicht des oder der Einzelnen ist das Wachstum des eigenen Unternehmens zwingend erforderlich, wenn man sich weiterentwickeln möchte. Denn ohne Wachstum gibt es auch keinen Bedarf an der Besetzung von attraktiven Positionen – denn die sind ja alle bereits besetzt. Und ohne Wachstum funktionieren auch unsere Karrierepfade nicht: Würden wir Promotionen durchführen, ohne zu wachsen, dann hätten wir irgendwann nur noch Senior Partner bei uns – ein schwieriges Geschäftsmodell.
Natürlich ergeben sich durch Wachstum auch Herausforderungen. Und manche Dinge ändern sich auch dauerhaft. Das adressieren wir, damit gehen wir um, dazu entwickeln wir uns kontinuierlich weiter. Früher wurden Promotionen zum Beispiel inklusive ausführlicher Laudatio auf der zentralen Weihnachtsfeier durchgeführt – vor dem Essen. Von Jahr zu Jahr zog sich dieser Prozess aufgrund des Wachstums weiter in die Länge, bis dann mal ein Teilnehmer ohnmächtig wurde, weil es zu lang dauerte. Wir haben den Prozess danach angepasst. Inzwischen schwimmen wir vor der Welle und haben ein deutlich agileres System, im dem wir Dinge antizipieren und frühzeitig und in einer hohen Frequenz anpassen. Das ist manchmal anstrengend, aber immer spannend!
Welche Gründe stehen hinter der Vorgabe jährlich um 20 Prozent wachsen zu wollen? Und wenn der Markt aus sich heraus schon wächst, wieso muss man dann noch aktive Maßnahmen einleiten?
Wir wollen attraktive Karriereperspektiven bieten. Je schneller wir wachsen, desto mehr Angebote können wir unterbreiten.
Warum keine 30 Prozent: Weil wir natürlich die Organisation nicht überfordern dürfen. Und damit meine ich nicht die Administration, sondern unsere Organisation als soziales Ökosystem. Unsere Werte werden von Person zu Person transportiert, die 20 Prozent Wachstum bringen uns da immer wieder an die Grenzen. In unserem Lead-To-Grow-Projekt adressieren wir genau dieses Thema. Nicht, um danach schneller wachsen zu können, sondern um unseren Qualitätsanspruch im Wachstum aufrecht zu erhalten.
Gibt es schon erste Erfolgsstorys?
Die ganzen zwei letzten Jahre waren eine Erfolgsstory: Aus sechs Segmenten im Jahr 2019 sind inzwischen 17 geworden. Statt sechs Business Leads konnten wir diese Rolle nun 17 Menschen anbieten. Von den ganzen xLeads (Cassinis, die entweder für Themen, Kunden oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verantwortlich sind), die teilweise mit sehr jungen Jahren Führungsaufgaben übernehmen durften, will ich gar nicht reden. Wir haben zwei Partner am externen Markt für uns begeistern können und zwei Partner aus den eigenen Reihen ernennen dürfen. Darunter endlich wieder eine Frau in einer Partner-Rolle.
Wachstum hat auch dazu geführt, dass wir Möglichkeiten im Bereich der Flexibilität anbieten können, die wir früher nicht hatten: Wir haben bereits mehrere Segmente, die Bewerbenden durch ihren lokalen Fokus eine extrem geringe Reisenotwendigkeit abverlangen. Wir konnten damit Menschen für uns gewinnen, für die wir früher nicht attraktiv gewesen wären.
Ich könnte endlos weitererzählen mit Beispielen zur Nutzung unserer Rollen, mit Aussagen zu mehr Resilienz oder mit strategischen Klienten-Projekten, die wir nur deshalb gewinnen konnten, weil wir am Markt das entsprechende Auftreten haben, das wir uns nur durch unsere Größe und Marke erarbeitet haben.