Kooperieren Sie oder tauschen Sie sich mit anderen Städten aus?
Ja, wir tauschen uns mit anderen Städten aus. Beispielsweise waren wir Ende 2019 Ausrichter der bundesweiten Fachtagung Sensordaten. Ebenfalls haben wir zusammen mit Hamburg die Implementierungspartnerschaft Masterportal ins Leben gerufen, die mittlerweile auf 26 Partner angewachsen ist.
Wir haben über den Sommer mit Hamburg und Leipzig einen gemeinsamen Förderantrag zu „Connected Urban Twins“ (CUT) im Rahmen des Förderaufrufs zu Smart-City-Modellprojekten des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat eingereicht. Im vergangenen Monat haben wir den Zuschlag erhalten und können im kommenden Jahr mit dem Projekt starten.
Wo liegen die Schwerpunkte des Projekts CUT mit Hamburg und Leipzig?
In dem gemeinsamen Förderantrag haben die drei Städte den Schwerpunkt auf die Entwicklung von „Connected Urban Twins – Urbane Datenplattformen und Digitale Zwillinge für integrierte Stadtentwicklung“ gesetzt. Die Gesamtprojektleitung für das fünfjährige Vorhaben liegt bei Hamburg.
Konkret geht es in dem Förderprojekt um die Entwicklung von miteinander verbundenen urbanen Zwillingen. Herzstück ist eine sogenannte Urban Data Platform, auf der alle Daten zusammenlaufen. In enger Zusammenarbeit entwickeln die drei Partnerstädte diese Infrastruktur zu einem gemeinsamen Produkt weiter, schaffen innovative Lösungen, sammeln Erfahrungen und lernen voneinander. Insbesondere Einsatz und Nutzen in der integrierten Stadtentwicklung spielen eine wichtige Rolle im Förderprojekt. Über konkrete Anwendungsfälle können innovative Ideen vorangetrieben und Synergien genutzt werden. Dabei entstehen flexible und städteübergreifende Lösungen, die sich an den Bedürfnissen der Gesellschaft orientiert.
Außerdem möchte das Förderprojekt insbesondere die Beteiligung der Stadtgesellschaft stärken, die Wissenschaft und Forschung intensiv einbinden, ein kommunales Netzwerk aufbauen und Wissenstransfer gewährleisten. Ziel ist es, die Klimaneutralität für die gesamte Stadt München im Jahr 2035 unterstützen zu können.
Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen, die sich in den nächsten Jahren in diesem Projektkontext ergeben?
Natürlich klingt das Konzept des „Digitalen Zwillings“ sehr verführerisch, jedoch stößt man bei komplexen Systemen – wie bei einer Stadt – an so manche Herausforderung. Dies vor allem dadurch, da alle Eigenschaften, die einen wesentlichen Einfluss auf die Stellgrößen und die Kennzahlen des Objektes haben, abgebildet werden müssen. Es erfordert lange Anpassungszyklen zwischen realem Objekt und digitalem Abbild.
Als eine der größten Herausforderung würde ich die Integration der Daten ansehen, die sich durch die verändernde Stadtgesellschaft ergeben. Hierfür wird nämlich die Unterstützung aller Referate benötigt, da hier alle Informationen erfasst, gepflegt oder verarbeitet werden. Nehmen wir beispielsweise die Erfassung von Verkehrszeichen bei kurzfristigen oder langfristigen Anpassungen im Straßenraum. Hierbei sind eine Vernetzung von bestehenden Fachverfahren und die Digitalisierung von Prozessen wichtige Voraussetzungen, um die Daten in die Urban Data Platform des Digitalen Zwillings durch standardisierte Schnittstellen nutzen zu können.
Einige Referate haben bereits einen Weg gefunden, Prozesse anzupassen und zu digitalisieren, um Daten automatisiert und für die weitere Nutzung im Digitalen Zwilling zur Verfügung zu stellen. Wir können den Anstoß geben und für die Nutzung der Daten eine Plattform und ein Medium bieten.
Unser Ziel ist es, möglichst viele Daten, von denen Fachbereiche profitieren können, in den Digitalen Zwilling einfließen zu lassen. Nur gemeinsam können wir dafür sorgen, dass die Datenerfassung und -pflege digitalisiert und automatisiert wird.
Was ist Ihre Vision für den Digitalen Zwilling?
Der Digitale Zwilling ist DIE digitale Grundlage für Herausforderungen einer Zukunftsstadt/Smart City und hat einen großen Anteil bei der Umsetzung von innovativen Lösungen. Die Urban Data Platform ist dabei das datentechnische Herzstück und vernetzt ehemals separierte Insellösungen zu einem gemeinsamen Ökosystem der Stadt.
Danke für das Gespräch!