Herr Bönig, Sie sind Chefdigitalisierer der Stadt München. Was ist Ihre Vision für das digitale München der Zukunft?
Die Digitalisierung in München ist schon seit längerem im Gange, die Ergebnisse sind oft bereits deutlich sichtbar. Ich möchte hier stellvertretend für viele laufende Projekte zwei Beispiele nennen, mit denen wir in Zukunft das digitale München maßgeblich prägen und ausbauen werden.
Zum einen ist das der Weg in die Digitalisierung der städtischen Verwaltungsprozesse...
... hin zu mehr Bürgernähe und digitalen Angeboten.
Stichworte sind dabei E- und O-Government oder das Online-Zugangsgesetz (OZG). Dahinter steht die große Herausforderung, bis Ende 2022 umfassende Dienste über Portale erreichbar zu machen – und zwar über alle Verwaltungsebenen hinweg.
Ein Beispiel ist unser „München Portal der Zukunft (MPdZ)“, mit dem wir einen ganzheitlichen Weg beschreiten.
Einerseits stellt das Portal mit seiner „Online-Fassade“ viele digitale Services und Angebote bereit. Anderseits sorgt es für durchgängig optimierte, volldigitale Prozesse mit der Integration zentraler Komponenten wie ePayment, Nutzungskonten, eAkte, einem hohen Automatisierungsgrad und der Verfolgung des Once-Only-Prinzips zur Nutzung vorliegender Informationen bei den Behörden.
Das Ziel sind moderne, digitale Leistungen der kommunalen Verwaltung, wie sie jeder täglich in den bekannten großen Online-Plattformen positiv erleben kann.
Ihr zweites Beispiel?
Die Schaffung der Smart City München mit der Vision einer lebenswerten, ressourcenschonenden und resilienten Stadt. Ein echtes Leuchtturmprojekt ist hier der „Digitale Zwilling der Landeshauptstadt München“. Gefördert durch das BMVI (Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur), legten wir beim Digitalen Zwilling zunächst den Fokus auf kommunale Verkehrssysteme https://muenchen.digital/blog/digitaler-zwilling-in-muenchen-ein-leuchtturmprojekt-auf-dem-weg-zur-digitalen-metropole/ und arbeiten hier seit 2019 an stadtweiten Szenarien und Lösungen für eine smarte Mobilität in München. Als virtuelle, interaktive 3D-Stadtsimulation hilft uns der Digitale Zwilling zum Beispiel, Verkehrsströme abzubilden, neu zu planen und Emissionen zu senken.
Und jetzt übertragen Sie den Digitalen Zwilling auf weitere Bereiche ...
Wir setzen ihn nun auch in der Stadtentwicklung ein. Das Projekt ist Anfang 2021 gestartet und läuft bis 2025. Der konsequente Ausbau und die Weiterentwicklung des Digitalen Zwillings ist für uns zentral und mündete erst kürzlich im sogenannten „Eisbrecher“-Projekt“ „CUT – Connected Urban Twins “...
... wo München neuerdings mit Hamburg und Leipzig zusammenarbeitet.
Im Konsortium mit den beiden Großstädten und vom BMI (Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat) im Rahmen des Programms „Modellprojekte Smart City“ gefördert, wollen wir Synergieeffekte erzielen, aber auch voneinander lernen.
Ziel ist, ein vollständiges digitales Abbild der Stadt inklusive einer umfassenden Basis kommunaler Daten: die sogenannte Urbane Datenplattform.
Die Plattform, zusammen mit dem Digitalen Zwilling, eröffnet uns völlig neue Einsatzmöglichkeiten wie integrierte Analysen sowie Simulationen und realitätsnahe Visualisierungen von Szenarien in den Bereichen Mobilität, Klimaschutz und Stadtplanung. Hier übernehmen wir gemeinsam sicher eine Vorreiterrolle.
Neben vielem wird es zum Beispiel zu deutlichen Verbesserungen und Beschleunigungen in den Planungsprozessen kommen.
Das reicht bis hin zu neuen VR- und AR-Anwendungen (Virtuell und Augmented Reality), die ganz neue Perspektiven in der Kommunikation mit der Stadtgesellschaft und in der Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern eröffnen.