Interview mit Samuel Billot, Chief Product Officer bei METR
Im Interview mit Samuel Billot, Chief Product Officer bei METR, wird deutlich, worin die Kundenanforderungen in der Immobilienbranche liegen und welcher Prozess durchlaufen wird, bis zur Plattformkooperation.
Lieber Herr Billot, Plattformisierung in der Immobilienbranche: Aktuell gibt es keine Standards für diesen Themenbereich in der Branche. Worin würden Sie die größten Chancen sehen, wenn eine herstellerübergreifende Plattform für die Immobilienbranche existieren würde?
Die Kunden in der Immobilienbranche warten auf zwei Dinge. Zum einen auf eine Verankerung und zum anderen auf Skalierbarkeit. Mit einer Verankerung meine ich, dass verschiedene Systeme heute unterschiedliche User Interfaces haben. Künftig sollte dies auf einem einheitlichen Interface ablaufen. Bei der Skalierbarkeit geht es darum, was auf der technischen Ebene passiert. Grundsätzlich geht es darum, die unterschiedlichen Asset-Klassen auf die Plattform zu heben. Die Digitalisierung der Immobilienbranche scheitert an der Größe und Komplexität der verschiedenen Anwendungen. Es ist also wichtig, diese verschiedenen Assets auf eine einheitliche, technische Linie zu bringen. Es gibt bereits verschiedene Initiativen, diese aber zusammen zu bringen gestaltet sich als sehr schwierig. Wenn man dies zustande bringt, erzielt man direkt eine Skalierung, die deutlich schneller und preiswerter ist, als bisher erreicht wurde.
Sie sprechen jetzt von Kunden und Nutzern. Wer ist aus Ihrer Sicht der adressierte Nutzer und was ist der Mehrwert? Vor allem, für welchen Mehrwert ist der Nutzer bereit ein Entgelt für die Leistung zu bezahlen?
Wenn wir uns die Zielgruppen anschauen, sind dies in erster Linie Immobilieneigentümer oder Hausverwaltungen. Hier gibt es innerhalb der Nutzer eine Hierarchie: Die technische Ebene, die operative Ebene, sowie Managemententscheidungen. Wir haben es als IoT-Plattform primär mit technisch versierten Nutzern zu tun. Aus den Daten dieser Nutzer (z. B. Techniker, Sachbearbeiter) werden Daten generiert, die für andere Nutzer einen Mehrwert haben und aus denen wir weitere Erkenntnisse (Projektmanagement, mittlere Managemententscheidungen) ableiten können. Je nach Leistungsumfang der Plattform werden also verschiedene Nutzergruppen einen Mehrwert haben. Jedes Unternehmen arbeitet allerdings auch mit Dienstleistern und weiteren Gewerken zusammen. Beispielsweise sind viele Aufgaben an das technische Facility Management ausgelagert (Wartung, Reparatur). Hier berühren wir aufgrund unserer technischen Ausrichtung die Nutzer der ersten Ebene. Dadurch schaffen wir prozessuale Mehrwerte, so dass diese Unternehmen mit weniger Manpower mehr erreichen können. Dies ist beim Facility Management extrem wichtig, da qualifiziertes Personal auf dem Markt kaum verfügbar ist. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Thema Kosteneinsparungen für Immobilieneigentümer. Dieses hat verschiedene Gründe wie beispielsweise Energieeffizienz, da diese Kosten künftig stark steigen werden. Hier müssen wir klar aufzeigen, wie durch unsere Plattform Kosten gesenkt und Effizienz gesteigert werden kann.
Wie sehen Sie das aus Mietersicht? Was ist der Schlüssel zur Zusammenarbeit mit den verschiedenen Partnern auf Ihrer Plattform?
Dies ist für uns ein sehr wichtiges Thema. Als zielführendes Ökosystem müssen wir uns an den zu schaffenden Mehrwerten, sowie den auszuführenden Tätigkeiten orientieren. Wir bewegen uns in einem sehr breiten Feld und können unabhängig von der Größe unseres Unternehmens nicht alles abdecken. Wir müssen uns darüber klar werden, was unser wirkliches Kerngeschäft ist und sauber kommunizieren, welche Partner dieses ergänzen können. Wir orientieren uns stark an dieser Frage und führen bis zu drei Gespräche bis zu einer abgeschlossenen Kooperation. Beim ersten Gespräch adressieren wir lückenlos, was wir tun und was wir nicht tun, um eine klare Abgrenzung zu haben. Vor einem zweiten Gespräch arbeiten wir einen klar definierten Kriterienkatalog ab, um herauszufinden, ob ein strategischer und kultureller Fit besteht. Sollten die beiden vorausgegangenen Gespräche positiv verlaufen sein, prüfen wir die technologische Kompatibilität. Hier sprechen wir über IoT oder auch die Kompatibilität zu ERP-Systemen. Hier kann sich eine starke Zusammenarbeit entwickeln, da wir uns gegenseitig ergänzen. Wir werden kein ERP-Unternehmen sein und der Partner kein IoT-Unternehmen. So entsteht dann also eine wichtige Schnittstelle, die wir gerne ergänzen möchten.