Das Top-Management lässt sich im Intranet über die neue agile Initiative interviewen. Schließlich fällt der Begriff mehrfach in der frisch präsentierten Unternehmensstrategie. Gegebenenfalls berichten sogar Medien über dieses Leuchtturm-Projekt oder ein eigener Youtube-Film wird produziert.
Im Hause steigt der Verbrauch von Post-It-Zetteln exponentiell an, ehemalige Besprechungsräume werden für agile Experten exklusiv blockiert. Die Anzahl von Wandkalendern verschiedener Beratungsfirmen mit Überschriften wie „Scrum, Kanban oder SAFe“ nehmen zu und Gespräche machen die Runde, wer jetzt alles eine Scrum Master Zertifizierung erhalten hat.
Weiter entfernt vom agilen Leuchtturm zeigt sich aber ein anderes Bild. Der normale Sachbearbeiter versteht nicht, worum es geht. Er informiert sich selber und wird von den Versprechen von Leadership und Selbstorganisation enttäuscht, da sich im Umfeld seiner Führungskräfte nichts verändert. Er weiß auch aus der Erfahrung, dass sich hier nichts verändern wird. Der agile Veränderungsprozess ist in großer Gefahr. Wie in jedem Change-Projekt müssen die Mitarbeiter mitgenommen werden. Nur geht es bei Agilität um eine Veränderung der persönlichen Haltung. Nicht nur um die Einführung einer Software oder um den Wechsel des Inhabers des Unternehmens. Die Haltung, das Mindset, ist geprägt durch das Leben und wird mit Werten und Erfahrungen unterfüttert. Agile Experten sollten hier sehr sensibel handeln.