Die Abbildung verdeutlicht, wie sich die Innovationsstrategie auf einzelne Innovationsportfolios sowie auf die darin betrachteten Ideen und Maßnahmen herunter kaskadieren lässt. Auf jeder Stufe müssen strategische Fragen geklärt werden, die es den Akteuren erlauben, mit einer gewissen Autonomie in ihrem Bereich zu agieren. Das ist auch notwendig, da verschiedene Portfolios teilweise bewusst konträre Ziele verfolgen. So werden Produktinnovation in der Regel die Kundenzufriedenheit oder den Kundennutzen erhöhen wollen, Prozessinnovationen haben aber gegebenenfalls eher das Ziel, Kosten einzusparen.
Strategiebildung ist auch in der Unternehmenspraxis eine eigene Wissenschaft und weitaus komplexer als gemeinhin vermutet, wie die obenstehende Abbildung zur Orientierung veranschaulichen soll. Idealerweise bildet die Strategie das Fundament jeder Handlung, Investition, Entscheidung und Reaktion – sie definiert das Handeln. Entsprechend wäre es vermessen, dieses Thema in einem kurzen Beitrag wie diesem zu behandeln.
Die folgenden 10 Fragen sollen aber bei der Einschätzung helfen, ob die aktuelle Innovationsstrategie und die bereits vorhandenen Innovationsaktivitäten des Unternehmens ziehführend, fundiert und zukunftsweisend sind:
- Wofür ist das Unternehmen bekannt und wofür wird es von den Kunden geschätzt? Wie kann sich das Unternehmen weiterentwickeln, ohne diese Identität zu verlieren?
- Was ist das übergeordnete Ziel? Ist es Kosteneinsparung, Kundenzufriedenheit, Wachstum oder Digitalisierung?
- Welche Innovationsarten haben welchen Stellenwert für das Unternehmen? Man unterscheidet in der Regel zwischen Produkt-, Prozess-, Service-, Organisations- und Geschäftsmodellinnovationen.
- Welcher Zeitraum wird betrachtet? Ausschließlich kurzfristige Innovationen oder auch solche, die erst in mehreren Jahren marktreif und -kompatibel sind?
- Welche Trends gibt es im Marktumfeld und wie schnell kann auf diesen aufgesetzt werden? Sind die Ressourcen und das Wissen dafür vorhanden? Wie systematisch und strukturiert erfolgt die Identifikation dieser Opportunities?
- Wie stark verändert sich die Welt der Kunden und wie stark beeinflusst dies das Unternehmen? Welche Bereiche des Unternehmens sind davon am meisten betroffen?
- Wie verändern sich die Wettbewerber und was soll der Wettbewerbsvorteil sein oder bleiben?
- Welche Ressourcen werden für das Thema bereitgestellt und was gilt als Erfolg?
- Wie erfolgt die Priorisierung und Validierung von Ideen? Gibt es hierfür einen standardisierten Innovationsprozess?
- Wie soll an Innovationen gearbeitet werden? Im Fachbereich, gemeinsam mit dem Fachbereich oder völlig losgelöst in Innovationsabteilungen?
Mit der Beantwortung dieser Fragen ist ein Grundstein der Innovationsstrategie gelegt, der die weitere Innovationsarbeit zielgerichtet lenkt und sicherstellt, sodass auch in diesem Bereich verantwortungsvoll und effizient mit Ressourcen umgegangen wird. Denn Innovation ist kein Luxusthema, das zur Verfügung stehende Ressourcen verschwenden und frei von Regeln herumexperimentieren darf, sondern ist ein elementarer und wirtschaftlich agierender Geschäftsbereich, der auf die Unternehmensziele einzahlt und die Zukunftsfähigkeit sicherstellt. Das Innovationsmanagement trägt hierfür eine zentrale Verantwortung.