Ein Rollout bezieht sich auf die schrittweise Einführung neuer Systeme, Prozesse oder Technologien in einer Organisation. Verschiedene Rollout-Ansätze, darunter iterative (bspw. phasenweise, regional, abteilungsweise) und Big Bang, bieten unterschiedliche Herangehensweisen, um Veränderungen zu implementieren. Während der iterative Ansatz sukzessive Verbesserungen einführt, setzt der Big Bang-Ansatz auf eine umfassende Implementierung. Dieser Vergleich ermöglicht eine fundierte Entscheidung über den am besten geeigneten Rollout-Ansatz für spezifische Projekte oder organisatorische Anforderungen.
Ein entscheidender Einflussfaktor ist, ob es sich um einen Greenfield Approach oder der Ablösung von Legacy-Systemen handelt (Altsysteme). Dies kann meist nicht frei gewählt werden. Während der Greenfield Approach die Einführung einer Software-Lösung ohne bestehende Altsysteme meint, geht es bei der Ablösung von Legacy-Systemen um die Ersetzung einer bestehenden Software-Lösung.
Die Unterschiede liegen auf der Hand. Ein Greenfield-Ansatz bietet oft mehr Flexibilität und ermöglicht eine freie Gestaltung. Bei der Ablösung von Altsystemen hingegen, nehmen der bestehende Integrationsaufwand und die Umstellung von alter auf neue Software eine zentrale Rolle ein.
Im Folgenden wägen wir Chancen und Risiken vom iterativen Ansatz und dem Big Bang Ansatz ab und stellen Entscheidungsfaktoren dar.
Iterativer Rollout
Iterative Rollouts sind eine Implementierungsmethode, die sich durch schrittweise Verbesserungen oder schrittweise Einführung auszeichnet. Statt eine Software vollumfänglich und überall parallel einzuführen, erfolgt die Einführung in kleineren vordefinierten aufbauenden Iterationen. Dabei kann "schrittweise" sowohl den Funktionsumfang als auch eine Aufteilung der Einführung nach Regionen oder Abteilungen meinen. Diese Art des Rollouts bietet verschiedene Vor- und Nachteile. Besonders bei großen und komplexen Softwareeinführung kann ein iterativer Rollout auch die leichter umzusetzende Art sein, um die Software-Einführung zu managen.
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Der iterative Rollout-Ansatz kann verschiedene Facetten aufweisen. Letztlich geht es darum, die Komplexität zu reduzieren und so beherrschbar zu machen. In der Praxis spricht man oft davon, „den Elefanten in Scheiben zu schneiden“. Dies kann regional, phasenweise, abteilungsweise oder auch durch ausgewählte Piloten realisiert werden. Jeder dieser Ansätze bietet Vor- und Nachteile und ist für verschiedene Szenarien mehr oder weniger passfähig. Es ist stets abhängig davon, wie genau die Wertschöpfungskette im Unternehmen aussieht und wie die neue Software-Lösung die tägliche (Zusammen-)Arbeit beeinflusst. Diese Wertschöpfung sollte durch den Rollout nicht negativ beeinflusst werden.
Big Bang Rollout
Mithilfe eines Big Bang Rollouts wird eine Software und all ihre Bestandteile für sämtliche Benutzer*innen zu einem bestimmten Termin in Betrieb genommen. Hierbei werden bestehende Systeme gänzlich abgelöst. In vielen Fällen ist auch kein „Rollback“ mehr möglich. Vor diesem Hintergrund ist es umso wichtiger, dass der Go-Live reibungslos funktioniert. Das beinhaltet die vollständige Datenmigration, final getestete Schnittstellen und Prozesse sowie die Durchführung von Trainings. Um die Akzeptanz der zukünftigen Nutzer*innen zu stärken, ist es wichtig, bereits vor dem Projekt eine umfassende Analyse und Architekturbewertung der zugrundeliegenden IT-Systemlandschaft sowie der Beschaffenheit der auszurollenden Software-Lösung durchzuführen. Im weiteren Verlauf des Projektes ist insbesondere das Change Management gefragt. Die Benutzer*innen müssen auf die Ablösung des Altsystems vorbereitet werden und in der Nutzung der neuen Software-Lösung begleitet und befähigt werden.
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Der Big Bang Rollout-Ansatz ist mit signifikanten Risiken verbunden. Bei erfolgreicher Einführung bietet dieser Ansatz jedoch die Möglichkeit, ohne Parallelbetriebe eine neue Software-Lösung einzuführen. In vielen Szenarien (beispielsweise bei einer vertraglich vereinbarten Inbetriebnahme zu einem bestimmten Termin) ist ein Big Bang Rollout die einzige Option.
Um die Entscheidung zwischen den Rollout-Ansatz (Big Bang oder Iterativ) treffen zu können, sollten verschiedene Entscheidungskriterien berücksichtigt werden. Man kann zwischen produktbezogenen oder technischen Aspekten wie Systemkomplexität und Integration, zwischen gegebenen Unternehmensfaktoren wie Veränderungsbereitschaft und Risikobereitschaft unterscheiden. Je nachdem in welche Richtung die Kriterien für das Rollout Projekt tendieren kann eher ein iterativer Rollout Approach oder ein Big Bang Rollout gewählt werden.
Entscheidungskriterien
Bei der Entscheidungsfindung für verschiedene Rollout-Ansätze sind verschiedene Kriterien zu betrachten. Diese können entweder das Produkt selbst oder Umwelt betreffen. In folgender Abbildung haben wir exemplarisch dargestellt, welche Kriterien für welche Art von Rollout-Ansatz sprechen:
![](https://images.prismic.io/cassini/7a905e49-be97-4dd8-976e-81faeff33a15_iterativ_vs_bigbang.png?auto=compress,format)
Neben den oben genannten Kriterien können noch weitere Punkte eine Rolle spielen. Diese haben wir in drei Kategorien eingeteilt: Produktfaktoren sowie gegebene und beeinflussbare Unternehmensfaktoren. Diese Faktoren und deren Ausprägung sind jeweils zu betrachten und zu bewerten. Darauf basierend kann abgeleitet werden, welcher Rollout-Ansatz sich am besten eignet.
Produktfaktoren
- Anpassungstiefe
- Anschaffungskosten
- Langfristige Betriebskosten
- Sicherheit
Unternehmensfaktoren (gegebene)
- Anzahl der Standorte und Abteilungen
- Datenschutz und gesetzliche Vorgaben
- Prozessänderungen
Unternehmensfaktoren (beeinflussbare)
- Anforderungen und Ziele
- Motivation